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25.03.2004 • Der Combino Duo in Nordhausen

Der Aktionsradius von Nordhausens Straßenbahn ist nicht länger auf das Stadtgebiet begrenzt. Ab dem 1. Mai 2004 rollen die Züge auf den ebenfalls meterspurigen Gleisen der Harzer Schmalspurbahnen GmbH (HSB) weiter bis nach Ilfeld. Auf eine Elektrifizierung des elf Kilometer langen Abschnitts haben die Stadtwerke Nordhausen aus Kostengründen verzichtet. Zusammen mit Siemens Transportation Systems (TS) und dem Nordhäuser Institut für Maschinen, Antriebe und elektronische Gerätetechnik (IMG) entwickelten sie aus der modular aufgebauten Siemens-Combino-Straßenbahnfamilie den Combino Duo mit Hybridantrieb. Das Fahrzeug besitzt zusätzlich zum konventionellen elektrischen Antrieb, der aus der Oberleitung mit Strom versorgt wird, einen von einem Dieselaggregat angetriebenen, elektrischen Generator. Dieser liefert den Strom, der während der Fahrt auf dem nicht elektrifizierten Streckenteil benötigt wird.

Mit dem neuen Combino Duo, von dem insgesamt drei Fahrzeuge zur Verfügung stehen, ließ sich im Südharz der seit langem bestehende Wunsch nach einer durchgängigen Gleisverbindung zwischen der Stadt Nordhausen und der Region verwirklichen. Der Combino Duo verkehrt auf der neu geschaffenen Linie 10, die vom Nordhäuser Krankenhaus über den Bahnhofsplatz bis Ilfeld / Neanderklinik führt. Der Übergang vom Oberleitungs- zum dieselelektrischen Betrieb erfolgt beim Halt auf dem Bahnhofsplatz in knapp 20 Sekunden: Nach Betätigung eines Tasters durch den Fahrer senkt sich automatisch der Dachstromabnehmer, und das Dieselaggregat schaltet sich ein. Über ein im Frühjahr 2002 eröffnetes Verbindungsgleis erreicht der Combino Duo dann die HSB-Strecke nach Ilfeld.

Abgesehen von der Dieselhybridantriebsausrüstung entspricht der Combino Duo im wesentlichen den bis 2003 gelieferten sieben Combinos. Die gut 20 Meter langen Bahnen mit den Betriebsnummern 201–203 sind als Zweirichtungswagen konzipiert und bieten 95 Fahrgästen Platz (27 davon auf Sitzplätzen). Das Leergewicht liegt bei 27,5 Tonnen.

IMG lieferte das dieselelektrische Stromerzeugungsaggregat (DSA), das sich aus drei Hauptbaugruppen zusammensetzt: dem Antriebsmodul, dem Kraftstoffmodul und dem Dachmodul. Das Antriebsmodul besteht aus einem Achtzylinderdieselmotor mit Direkteinspritzung - man entschied sich für einen Pkw-Serienmotor von BMW mit 190 Kilowatt Leistung -, einem elektrischen Generator und einer integrierten, automatischen Löschanlage. Es ist in einem geräuschgedämmten Container angeordnet, der im Fahrgastraum des Mittelteils zwischen den Einstiegstüren steht. Das Kraftstoffmodul besteht aus einer Tankanlage, die ebenfalls in einem Gehäuse im Fahrgastraum des Mittelteils untergebracht ist. Der Tankinhalt beträgt 160 Liter und soll nach Herstellerangaben für eine Strecke von 200 Kilometer reichen. Im Dachmodul sind die Kühlanlage für den Verbrennungsmotor, der Synchrongenerator und die Leistungselektronik zu finden. Das Gesamtgewicht der Dieselhybridantriebsausrüstung liegt bei zirka 1,2 Tonnen.

Offiziell vorgestellt wurde der erste Combino Duo am 25. März 2004. Zu diesem Zeitpunkt hatte das Anfang Februar gelieferte Fahrzeug bereits 2000 Testkilometer weitgehend störungsfrei zwischen Nordhausen und Ilfeld sowie auf dem Nordhäuser Straßenbahnnetz absolviert. Vor der Betriebsaufnahme waren zunächst die HSB-Gleisanlagen zwischen Nordhausen und Ilfeld an die Straßenbahnen anzupassen – so wurden unter anderem die Radlenker in den Weichen abgesenkt.

Die neue Linie 10 Krankenhaus - Bahnhofsplatz - Ilfeld / Neanderklinik soll montags bis freitags vom Combino Duo im Stundentakt befahren werden. Zwischen Krankenhaus und Bahnhofsplatz ist die "Überland"-Linie 10 in den 10-Minuten-Takt der Straßenbahnlinie 1 integriert. Auf dem Abschnitt Bahnhofsplatz - Ilfeld / Neanderklinik ersetzen die Combino Duo die bisher zwischen beiden Orten pendelnden HSB-Dieseltriebwagen. Im Gegensatz zum bisherigen Angebot werden montags bis freitags sieben zusätzliche Zugfahrten, samstags zwei weitere Kurse geschaffen. Die mehrmals täglich verkehrenden "Fern"-Triebzüge der HSB in Richtung Wernigerode und Hasselfelde verdichten den Fahrplan zusätzlich, enden allerdings wie bisher am HSB-Bahnhof Nordhausen Nord. Samstags und Sonntags fährt die Linie 10 im 2-Stunden-Takt. HSB und Stadtwerke Nordhausen versprechen sich von dem neuen Angebot Fahrgaststeigerungen von zehn bis 15 Prozent.

Den ausführlichen Beitrag mit zahlreichen Bildern lesen Sie in Regionalverkehr 3/2004!

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