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25.08.2011 • Moderner Verkehrsknoten

Schritt für Schritt entsteht in der rheinland-pfälzischen Stadt Ingelheim am Rhein seit mehreren Jahren eine barrierefrei ausgebaute Schnittstelle zwischen Bahn, Bus, Pkw und Fahrrad. Die 24.500-Einwohner-Stadt liegt im Norden Rheinhessens, am so genannten Rheinknie, westlich der Landeshauptstadt Mainz. Auf der Schiene ist die Stadt über die linke Rheinstrecke Mainz – Bingen – Koblenz zu erreichen. Ein Ortsbussystem verbindet täglich die sechs Stadtteile Ingelheim-Mitte, Ingelheim-Nord, Ingelheim-Süd, Groß-Winternheim, Sporkenheim und Ingelheim-West mit dem Bahnhof. Für Umsteiger, die mit dem Auto oder Fahrrad zum Bahnhof kommen, wurden 2007 ein Parkhaus und ein Fahrradparkhaus errichtet; Letzteres war das erste seiner Art in Rheinland-Pfalz. Die Umbauarbeiten am Bahnhof gehen langsam dem Ende entgegen: Zurzeit wird noch das Empfangsgebäude saniert, das nach seiner Fertigstellung unter anderem wieder ein Reisezentrum der Deutschen Bahn beherbergen wird.

Der Bahnhof Ingelheim wird in dichter Folge von Regionalbahnen und Regionalexpresszügen bedient. Das Grundangebot im Nahverkehr erbringt die private trans regio Deutsche Regionalbahn GmbH, heute ein Tochterunternehmen des französischen Verkehrskonzerns Veolia Transdev, das seit dem 14. Dezember 2008 unter dem Markennamen MittelrheinBahn 16 Elektrotriebzüge des Typs Siemens Desiro ML einsetzt. Von den sanierten Bahnsteigen in Ingelheim kann stufenlos in die klimatisierten und barrierefrei ausgestatteten Fahrzeuge eingestiegen werden. Von Mainz nach Koblenz fährt die MittelrheinBahn täglich im Stundentakt, der montags bis freitags zwischen Mainz und Bingen auf eine 30-minütige Zugfolge verdichtet wird. Das Angebot der MittelrheinBahn wird durch den alle zwei Stunden verkehrenden Regionalexpress Frankfurt (Main) – Mainz – Koblenz von DB Regio überlagert, der mit älteren Doppelstockwagen und Elektroloks der Baureihe 143 verkehrt. Alle Regionalzüge können zum Tarif des Rhein-Nahe Nahverkehrsverbunds (RNN) genutzt werden, ein Übergangstarif zum Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) ermöglicht die Weiterfahrt nach Frankfurt mit nur einem Fahrschein.

Der Verkehrsknoten Ingelheim verfügt über drei Bahnsteige: Die Gleise 1 und 2 liegen an einem Inselbahnsteig und dienen überwiegend der Fahrtrichtung Koblenz bzw. Türkismühle, Gleis 4 liegt am Hausbahnsteig und wird ausschließlich von Zügen in Richtung Mainz genutzt. Die Bahnsteige sind durch eine 2003 neu eröffnete Fußgängerunterführung, die über Treppen und Lifte erreichbar ist, miteinander verbunden. Östlich des Empfangsgebäudes entstanden ein Busbahnhof mit fünf Buchten, westlich davon das »fahr Rad! HALLE« genannte Fahrradparkhaus, ein Park-and-ride-Platz sowie ein Parkhaus. Auf der Straße wird die Schnittstelle Ingelheim über die parallel zu den Gleisen neu errichtete Römerstraße erschlossen; die vom Empfangsgebäude wegführende Bahnhofstraße konnte zur Fußgängerzone umgewandelt werden. Neu angelegt wurden auch die Bahnsteige, die nun einheitlich 76 Zentimeter hoch sind und über ein taktiles Leitsystem verfügen.

Ein besonders Merkmal der ÖPNV-Schnittstelle Ingelheim ist der Busbahnhof, der sich durch einen Bus-Bahn-Kombibahnsteig an Gleis 4 auszeichnet. Von den drei Busbuchten sind es nur wenige Meter zu den Zügen in Richtung Mainz. Zwei weitere Busbuchten liegen in entgegengesetzter Fahrtrichtung an einem eigenen Bussteig, an dem sich auch eine Taxispur befindet. Die Bussteige sind mit dem reifenschonenden Kasseler Sonderbord des Herstellers Profilbeton ausgestattet, sodass die Niederflurfahrzeuge der Bahntochter Omnibusverkehr Rhein-Nahe GmbH (ORN) stufenlos betreten werden können. Die ORN erbringt unter der Marke Rhein-Nahe-Bus Regionalbusleistungen sowie den Ortsbusverkehr. Alle Busse können zum RNN-Tarif genutzt werden; beim Umsteigen muss also kein neuer Fahrschein gelöst werden.

Bahnhof Ingelheim

Die Neugestaltung des Bahnhofs wurde vom Büro Stadt-Land+Bahn aus Boppard geplant. Für die Überdachung von Bahn- und Bussteigen entwickelte des Planungsbüro das neue, besonders preiswerte Dachsystem »Bahnsteigdach Ingelheim«. Vorbildfunktion hat das 2007 eröffnete Fahrradparkhaus, das 300 Stellplätze bietet. Für die von der Stadt betriebene Anlage gelten unterschiedliche Benutzungsregelungen: 176 Stellplätze befinden sich in einem abgegrenzten, gebührenpflichtigen Bereich, dessen Türen sich nur für die Inhaber eines Chips öffnen. Die restlichen Stellplätze sind frei zugänglich. Das Fahrradparkhaus grenzt an den Bahnsteig 4, sodass in Richtung Mainz kürzeste Wege gegeben sind.

Den Abschluss der Umbauarbeiten zu einem modernen Verkehrsknoten bildet die noch laufende Sanierung des historischen Empfangsgebäudes, die im Oktober 2011 abgeschlossen sein soll. Das Bauwerk wird unter anderem wärmegedämmt und erhält neue Fenster und Türen.

Den kompletten Artikel lesen Sie in Regionalverkehr 5-2011.
Erscheinungstag: 25.08.2011

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