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29.10.2015 • Geglücktes Ensemble

Mal schnell in die Stadt, täglich zur Arbeit oder in die Uni. Mit diesem Spruch werben Aufgabenträger und Betreiber, der Nordhessische VerkehrsVerbund (NVV) und die DB-Tochter Kurhessenbahn, für die neue Züge auf dem reaktivierten Streckenabschnitt Korbach – Frankenberg (Eder). Der Laufweg der RB 42, die bisher zwischen Frankenberg und Marburg (Lahn) verkehrte, wurde am 14. September 2015 auf die Relation Bestwig / Brilon Stadt – Brilon Wald – Korbach – Frankenberg – Marburg ausgeweitet. Pendler zwischen diesen Städten sind seitdem umsteigefrei unterwegs, und mit nur einmaligem Umsteigen gelangen sie bis nach Dortmund, Gießen, Frankfurt (Main) oder Kassel.

Reaktivierung

Insgesamt wurden in die Wiederinbetriebnahme des Teilstücks Korbach – Frankenberg 32,1 Millionen Euro investiert, von denen 18,4 Millionen in die Erneuerung der Gleisanlagen fließen – 80 Prozent der Kosten übernimmt das Land Hessen. Auf dem zwölf Kilometer langen Teilstück Korbach – Vöhl-Herzhausen werden die Gleise komplett erneuert, zwischen Herzhausen und Frankenberg, wo bis 2013 in den Sommermonaten an Sonn- und Feiertagen ein Ausflugsverkehr angeboten worden war, wird der vorhandene Gleiskörper umfassend aufgearbeitet. Darüber hinaus saniert man den Kleinen und den Großen Itter-Tunnel zwischen Korbach Süd und Vöhl-Thalitter, erneuert Brücken und setzt Stützbauwerke sowie Durchlässe instand. Neun Bahnübergänge erhalten Lichtzeichen- und Schrankenanlagen von Scheidt & Bachmann, zahlreiche Überwege innoSTRAIL-Bahnübergangsplatten des Herstellers KRAIBURG STRAIL GmbH & Co. KG. Abgerundet werden die Arbeiten an der Strecke durch die Verlegung von neuen Signalkabeln und eine Nachrüstung der Signaltechnik in Korbach und Frankenberg.

Station Vöhl-Schmittlotheim

Gleichzeitig entstehen fünf Stationen zwischen Korbach und Frankenberg komplett neu: Die Haltepunkte Vöhl-Thalitter und Vöhl-Herzhausen werden direkt in die Ortsmitte verlegt bzw. in Richtung Ort verschoben, die Haltepunkte in Vöhl-Schmittlotheim, Vöhl-Ederbringhausen und Frankenberg-Goßberg an ihren bisherigen Standorten neu errichtet. Alle Stationen erhalten 100 Meter lange Bahnsteige in einer Höhe von 55 Zentimeter, die einheitlich mit einem taktilen Wegeleitsystem, Sitzgelegenheiten, Lampen und verglasten Unterständen ausgestattet sind. Park-and-ride- und Bike-and-ride-Stellplätze runden die Ausstattung ab. In Herzhausen, Schmittlotheim und Ederbringhausen entstehen außerdem Buswendeschleifen sowie Umsteigemöglichkeiten auf Anschlussbusse: Die Bushaltestellen sind mit dem Kasseler Sonderbord des Herstellers Profilbeton ausgestattet, sodass die Reisenden praktisch stufenlos in moderne Niederflurfahrzeuge mit Kneeling-Funktion einsteigen können.

Station Vöhl-Herzhausen

Die Station Herzhausen ist als Nationalparkbahnhof gekennzeichnet: Schon nach wenigen hundert Metern sind Freizeitreisende am Edersee oder mitten im Nationalpark. Besonders gut geglückt ist die Station Schmittlotheim, eine ÖPNV-Drehscheibe im Miniaturformat. Kernstück der durchgehend barrierefrei gestalteten Anlage ist ein Kombibahnsteig zwischen Bahn und Bus, der von überdachten Fahrradabstellplätzen und einem Dutzend Parke-and-ride-Plätzen innerhalb der Buswendeschleife ergänzt wird. Das Ensemble entstand gegenüber des bisherigen Empfangsgebäudes, das sich inzwischen in privater Hand befindet und ansprechend modernisiert wurde, die Szenerie optisch aber immer noch beherrscht.

Sechste Station zwischen Korbach und Frankenberg ist Frankenberg-Viermünden: Hier bleiben die niedrigeren Schüttbahnsteige zunächst erhalten, da der Haltepunkt zu einem späteren Zeitpunkt zu einer Kreuzungsstation ausgebaut werden soll. Mit Ausnahme von Herzhausen, wo die Züge grundsätzlich halten, sind alle Stationen Bedarfshalte.

Barrierefreie ÖPNV-Drehscheibe

Herzstück der neuen Nahverkehrsachse Korbach – Frankenberg – Marburg ist jedoch die barrierefrei ausgelegte Umsteigestation Frankenberg, die im Sommer 2015 eröffnet wurde. Mittelpunkt ist das historische Empfangsgebäude mit dem markanten Uhrenturm. Entfernt wurden der Güterschuppen auf der Westseite des Gebäudes, Anbauten auf der Ostseite sowie nicht mehr benötigte Bahnsteig- und Abstellgleise. Stattdessen entstanden westlich des Empfangsbäudes ein Busbahnhof mit drei Bussteigen und neun Abfahrtspositionen, eine Buswendeschleife, eine große Park-and-ride Anlage mit 77 Pkw-Plätzen, 32 überdachte Fahrradstellplätze sowie eine Wartebucht für drei Busse. Östlich des Empfangsbäudes sind zwölf Kurzzeitparkplätze, vier Taxiwarteplätze sowie eine Kiss-and-ride-Spur eingerichtet worden. Auf dem Planum von zwei nicht mehr genutzten Bahnsteiggleisen entstand ein breiter Hausbahnsteig am neuen Gleis 1, während zwischen den Gleisen 2 und 3 ein neuer, ebenfalls 55 Zentimeter hoher Bahnsteig errichtet wurde. Die Bussteige sind wieder mit dem Kasseler Sonderbord von Profilbeton ausgestattet.

Positiv hervorzuheben ist insbesondere der stufenlose Zugang zum Bahnsteig an den Gleisen 2 und 3. Die bisherige Unterführung wurde zugeschüttet, stattdessen entstand ein schrankengesicherter Übergang mit pedeSTRAIL-Übergangsplatten. So kann auf den Einbau und die Wartung von Fahrstühlen verzichtet werden, gleichzeitig entfällt unnötiges Treppensteigen.

Noch nicht saniert wurde das denkmalgeschütze Empfangsgebäude. Geöffnet ist nach wie vor die düster wirkende Wartehalle, deren skuriles Highlight ein Fahrkartenschalter im 80er-Jahre-Bundesbahn-Design ist – bei genauerem Hinsehen entpuppt sich dieser als eine Kombination aus NVV-Ticketverkaufsstelle und Kiosk, wobei die gewünschten Waren durch die Sprechklappe herausgereicht werden. Bahnhofsgaststätte und Obergeschoss stehen leer.

Betrieb

Feierlich eingeweiht wurde der Streckenabschnitt Korbach – Frankenberg von Hessens Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (Die Grünen) im Rahmen eines großen Streckenfestes vom 11. bis 13. September 2015. Der reguläre Personenverkehr startete am 14. September 2015, wobei das Liniennetz der Kurhessenbahn rund um Korbach neu geordnet wurde. Die RB 42 verkehrt jetzt auf dem Laufweg Bestwig / Brilon Stadt – Brilon Wald – Korbach – Frankenberg – Marburg, während die RB 4, die bisher von Kassel über Volkmarsen und Korbach nach Willingen (an der Strecke Brilon Wald – Korbach) fuhr, nun in Korbach endet. Hier bestehen günstige Anschlüsse zur RB 42. Morgens und abends beginnen bzw. enden einzelne Fahrten der RB 42 im Bahnhof Brilon Stadt, sonst wird bis/ab Bestwig an der Strecke Dortmund – Warburg gefahren.

Die RB 42 ist täglich im Zweistundentakt unterwegs, nur zwischen Frankenberg und Marburg wird unter der Woche wie bisher stündlich gefahren. Abends ist das Zugangebot mehr als dürftig: Unter der Woche fährt der letzte Zug von Korbach nach Marburg bereits um 18 Uhr, an Wochenenden und Feiertagen »erst« um 20 Uhr. Etwas besser sieht es in der Gegenrichtung aus: Der letzte Zug von Frankenberg nach Korbach startet täglich um 21.16 Uhr. Abgerundet werden die Zugfahrten durch ein neu gestaltetes Busangebot, darunter die neue Linie 501, die parallel zur Bahnstrecke verkehrt und überwiegend auf den Schülerverkehr ausgerichtet ist.

Den kompletten Artikel lesen Sie in Regionalverkehr 06/2015.
Erscheinungstag: 29.10.2015

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