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17.04.2019 • Drehscheibe Winterberg (Westf)

Die Endstation Winterberg (Westf) ist preisgekrönt: Im August 2018 wurde die Mobilitätsdrehscheibe zwischen Bahn, Bus, Auto und Fahrrad vom Verkehrsbündnis Allianz pro Schiene zum Bahnhof des Jahres gewählt. Das im Oktober 2017 neu eröffnete Empfangsgebäude ist Mittelpunkt und Blickfang zugleich: Es beherbergt einen großen Wartesaal mit Fahrkartenverkauf, den Bürgerservice der Stadt Winterberg, den Service-Punkt der Winterberg Touristik, ein Restaurant sowie eine WC-Anlage. Gekrönt wird das futuristische Bauwerk von einer abstrahierten Skischanze auf dem Dach, die daran erinnert, dass die 13.500-Einwohner-Stadt ein beliebtes Ziel für Wintersportler ist. Unmittelbar neben dem Empfangsgebäude befindet sich ein Kombibahnsteig, an dem Tür an Tür zwischen Bahn und Bus gewechselt werden kann. Angelegt wurden drei Busbuchten, die mit erhöhten Bordsteinen ausgestattet sind, sodass die Reisenden stufenfrei in Niederflurbusse einsteigen können. Abgerundet wird die Endstation durch Unterstände, eine Grünanlage mit Infotafeln für Wanderer und Radfahrer, eine großzügige Park-and-Ride-Anlage sowie 40 Fahrradabstellplätze.

Vom 76 cm hohen Kombibahnsteig kann barrierefrei in die Züge eingestiegen werden.

Vom 76 cm hohen Kombibahnsteig kann barrierefrei in die Züge eingestiegen werden.

In Winterberg endet der Dortmund-Sauerland-Express (RE 57), der zum so genannten Sauerland-Netz gehört, das nach einer europaweiten Ausschreibung des Zweckverbands Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) seit Ende 2016 von DB Regio NRW betrieben wird. Zum Sauerland-Netz gehört neben dem RE 57 (Dortmund – Fröndenberg – Bestwig - Winterberg) auch die Linie Hagen – Fröndenberg – Bestwig – Kassel-Wilhelmshöhe (RE 17, Obere Ruhrtalbahn). Insgesamt werden auf sechs Linien rund 5,6 Millionen Zugkilometer jährlich erbracht. Der Verkehrsvertrag hat eine Laufzeit von zwölf Jahren.

Potenzial hat die Strecke von Bestwig nach Winterberg vor allem im Tourismusverkehr – was sich auch im aktuellen Fahrplan widerspiegelt: Montags bis freitags fährt der aus Dortmund kommende RE 57 zwischen Bestwig und Winterberg nur zweistündlich, »dafür« kommt samstags und sonntags stündlich ein Zug. Mit diesem Angebot werden in erster Linie Wanderer und Radfahrer aus dem Ruhrgebiet angesprochen und bei Schneefall auch Wintersportler, für die bei Bedarf selbst kurzfristig Sonderzüge eingelegt werden. Bei diesem Angebot dürfte es bis auf Weiteres wohl auch bleiben: Da die Nachfrage zwischen Bestwig und Winterberg werktags unter 500 Reisenden je Kilometer Betriebslänge liegt, sieht der NWL in seinem Nahverkehrsplan keinen Bedarf für die Einrichtung eines Stundentakts.

Noch in diesem Frühjahr sollen die bisher auf dem Dortmund-Sauerland-Epress eingesetzten Alstom-Coradia-Lint durch neue Triebzüge vom Typ Link des polnischen Herstellers PESA abgelöst werden. Die Baureihen 632 und 633 sollten ursprünglich bereits ab Ende 2016 fahren, kamen nach Verzögerungen bei der Zulassung aber erst schrittweise zum Einsatz. Die Zwei- und Dreiteiler haben an den Türen eine Bodenhöhe von 76 Zentimetern, sodass die Fahrgäste in Winterberg vom neuen Kombibahnsteig stufenfrei einsteigen können.

Ein Coradia Lint von DB Regio auf dem Weg nach Winterberg beim Halt in Dortmund-Hörde.

Ein Coradia Lint von DB Regio auf dem Weg nach Winterberg beim Halt in Dortmund-Hörde.

Für die Jury der Allianz pro Schiene, die Winterberg zum Bahnhof des Jahres 2018 kürte, war natürlich nicht nur die Barrierefreiheit ausschlaggebend. »Bürgerbahnhof steht in Winterberg nicht nur drauf, sondern ist auch drin,« so die zehn Verkehrs- und Tourismusexperten der Jury in ihrer Würdigung. Und weiter: »Der Fahrkartenschalter in dieser hellen, aus Holz und Glas geschmackvoll gestalteten Halle ist zugleich erste Anlaufstelle für das städtische Bürgeramt: Nicht nur Tickets, sondern auch Personalausweise und Geburtsurkunden sind hier zu haben.« Und dass der Bahnhof eigentlich mit einer misslichen Randlage zu kämpfen hat? Sogar dieses Hemmnis könnte der Neubau nach Ansicht der Jury heilen: »Die Stadt plant mit dem Bahnhof einen Lückenschluss, und zahlreiche Braukräne beweisen, dass auf ehemaligen Brachflächen zwischen Stadt und Bahnhof gerade ein neues Stadtzentrum mit Wohnungen, Gewerbe und Geschäften wächst.«

Die Bahnhofshalle präsentiert sich hell und freundlich.

Die Bahnhofshalle präsentiert sich hell und freundlich.

Tatsächlich ist die neue Endstation Meilenstein einer umfassenden Stadtsanierung, die in Winterberg vor rund 15 Jahren begann. Die Entwicklung des Gebiets zwischen Bahnhof und Stadt zur so genannten neuen Mitte soll 2019 abgeschlossen werden. Das Empfangsgebäude und der Vorplatz gehören dabei privaten Investoren. Im Eigentum von DB Station & Service befinden sich heute lediglich die Bahnsteige.

Für eine Endstation im ländlichen Raum sind die Gleisanlagen in Winterberg überraschend umfangreich. Fahrplanmäßig fahren alle Züge auf Gleis 1 am Kombibahnsteig ein. Für Sonderzüge zur Skisaison stehen zusätzlich ein Bahnsteig an Gleis 2 sowie ein Umfahrgleis zur Verfügung, sodass auch lokbespannte Züge nach Winterberg eingesetzt werden können.

Fotos: stephan-roehl.de (3), Deutsche Bahn AG / Wolfgang Klee (1)

Den kompletten Artikel lesen Sie in Regionalverkehr 03/2019.
Erscheinungstag: 26.04.2019

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