Regionalverkehr 4/2004
Bombardier Mitrac Energy Saver für Stadtbahnen
Neben dem ökologischen Aspekt zwingt der Kostendruck die
Verkehrsbetriebe, die Ausgaben zu senken. Je nach Fahrzeugtyp liegen die
Energiekosten für Stadtbahnen bei durchschnittlich 30.000 Euro pro Jahr.
Mit dem Mitrac Energy Saver kann der Energieverbrauch um bis zu 30
Prozent gesenkt werden und die beim Bremsen freigesetzte Energie wieder
genutzt werden. Als Speichermedium dienen Doppelschichtkondensatoren,
auch als UltraCaps bezeichnet. Ihre Leistungsdichte ist in den letzten
fünf Jahren um den Faktor fünf gestiegen, sodass bei attraktiven Preisen
die Einsatzreife gewährleistet ist.
Betrachtet man die Fahrdynamik einer konventionellen, rückspeisefähigen
Stadtbahn, so bezieht diese ihre Leistung beim Anfahren zu 100 Prozent
aus dem Unterwerk. Davon können beim Bremsen etwa 15 Prozent ins Netz
rekuperiert werden. Bei Stadtbahnen mit Energiespeicher müssen nur 60 Prozent der Anfahrenergie bereitgestellt werden. Die restlichen 40 Prozent kommen aus dem Energiespeicher auf dem Fahrzeug - ein
Einsparungseffekt von 25 Prozent. Hinzu kommen weitere fünf Prozent, da
sich aufgrund der geringeren Energieaufnahme aus dem Netz auch die
Verluste im Fahrdraht reduzieren. Insgesamt ergibt sich damit eine
Energieeinsparung von 30 Prozent.
Um Erfahrungen mit der neuen Technologie zu sammeln, wurde 2003 der
Wagen 646 der MVV Verkehr AG in Mannheim mit dem Mitrac Energy Saver
ausgerüstet. Seit September 2003 befindet sich die Bahn im ständigen
Fahrgastbetrieb. Bisher wurden rund 55.000 Kilometer störungsfrei
zurückgelegt.
Die Analyse der Anfahrzyklen zeigt, dass mit dem Energy Saver die
Leistungsaufnahme des Fahrzeugs deutlich verringert werden kann. Hieraus
ergeben sich zahlreiche Nutzungsmöglichkeiten, die Auswirkungen auf die
Infrastruktur haben. So kann bei einer Neuanlage aufgrund des geringeren
Spannungsabfalls der Abstand der Unterwerke vergrößert werden. Das
Einsparpotential liegt hier bei maximal 50 Prozent. In bestehenden
Netzen erlaubt die Verwendung des Energiespeichersystems den Einsatz
leistungsstärkerer Fahrzeuge oder eine nachfragegerechte
Taktzeitverkürzung, ohne in jedem Fall die Infrastruktur an die höhere
Leistung anpassen zu müssen.
Einen weiteren Vorteil bietet der Energiespeicher mit der Möglichkeit
eines autonomen Betriebs unabhängig von der Fahrleitung auf bis zu 1000
Meter langen Streckenabschnitten. So können bei einem Stromausfall die
Strecke bis zur nächsten Haltestelle geräumt oder Trennerfahrten
durchgeführt werden. Des weiteren können bei Bauarbeiten spannungslose
Oberleitungsabschnitte mit der gespeicherten Energie überwunden werden.
Vorteile ergeben sich ferner im Depot- und Werkstättenbereich, wo in den
engen Zufahrten aufwändige Fahrdrahtanlagen vermeidbar sind. An
Bedeutung gewinnen auch Strecken ohne Fahrdraht: Gerade in Städten, die
derzeit eine Renaissance der Straßenbahn erleben, ergibt sich häufig die
Schwierigkeit, vor historischen Gebäuden eine Genehmigung zur
Installation der Oberleitung zu bekommen.
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