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Mit einem Besucherrekord endete die InnoTrans 2006:
Die Messe Berlin GmbH zählte 65.000 Fachbesucher
aus 90 Ländern allein an den Messetagen vom 19. bis 22. September 2006.
Gegenüber der InnoTrans 2004 stiegen die Besucherzahlen um 40 Prozent, und die
Bahnmesse wurde noch einmal internationaler:
Etwa 50 Prozent der Aussteller und über 40 Prozent der Besucher
kam aus dem Ausland nach Berlin. Auf über 100.000 Quadratmetern
Fläche präsentierten rund 1600 Aussteller ihre Neuheiten und ihr Leistungsspektrum. Zum
Vergleich: Gestartet war die InnoTrans im Jahr 1996 mit 172 Ausstellern auf gerade einmal
10.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche.
Bombardier
Dessau
Leoliner
Siemens
Stadler
Voith
Vossloh
Ein Ausstellungsschwerpunkt waren ökologische Aspekte bei Bau und Betrieb von
Schienenfahrzeugen, illustriert anhand eines S-Bahn-Triebzugs der Baureihe X60 für die
Stockholmer S-Bahn sowie einer Rangierlok mit Hybridantrieb. Möglich werden sollen
Kraftstoffeinsparungen von bis zu 40 Prozent gegenüber einer konventionellen Diesellok mit
Hydraulikgetriebe. Ihre Antriebsenergie bezieht die Maschine aus Batterien, die von einem
Dieselaggregat mittlerer Leistung aufgeladen werden. Die Lok entstand auf der Basis einer
Diesellok der DB-Baureihe 203 im Alstom-Werk Stendal. Das Antriebssystem aus Batterien,
Dieselaggregat, elektronischem Umrichter und Elektrofahrmotor soll die Betriebskosten bei
einer Lebensdauer von 24 Jahren um bis zu 30 Prozent reduzieren. Die Stickstoffemissionen
und der Rußpartikelausstoß könnten je nach Betriebszyklus
um nahezu 40 bzw. 60 Prozent
sinken. Bei Bedarf (und mit aufgeladenen Batterien) soll die Hybridlok je nach Einsatz und
Anhängelast bis zu eine halben Stunde lang auch im reinen Elektrobetrieb eingesetzt werden
können – emissionsfrei und deutlich leiser.
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Bombardier vervollständigte seine Traxx-Lokomotivfamilie, die aus elektrischen Maschinen in
Gleichstrom-, Wechselstrom- und Mehrsystemausführung besteht, um eine dieselelektrische
Variante. Dabei kam das Plattformkonzept voll zum Tragen: 70 Prozent der Komponenten der
neuen Traxx P160 DE entsprechen denen einer Lokomotive in Wechselstromausführung. Die
erste der 2200 Kilowatt starken Maschinen wurde am 20. September 2006 an die
Landesweite Nahverkehrsgesellschaft Niedersachsen (LNVG) übergeben,
die elf Maschinen für
den Einsatz auf der Unterelbebahn zwischen Hamburg und Cuxhaven geordert hat. Weitere
zehn dieselelektrische Traxx-Maschinen hat das Leasingunternehmen CB Rail in der Version
F140 für den Güterverkehr bestellt.
Hightech auf U-Bahn-Gleisen verspricht Bombardier mit dem neu entwickelten
Linearmotordrehgestell BM 3000 LIM. Mit diesem Fahrwerk wird die von
Magnetschwebebahnen her bekannte Linearmotortechnologie in einen Metrozug integriert.
Der Unterschied zwischen konventionellem und Linearmotorantrieb steckt im Detail:
Während die Kraftübertragung wie beim normalen Drehstrommotor erfolgt, gibt es beim
Linearmotor keine rotierenden Teile. Ständer und Läufer sind nicht mehr auf einem Kreis,
sondern auf sich gegenüberliegenden Flächen unter dem Drehgestell und im Gleis angeordnet.
Dabei entsteht statt der üblichen Dreh- eine lineare Bewegung, die nicht über die Räder,
sondern zwischen Gleis und Fahrzeug erzeugt wird. Diese Lösung spart Einbauraum im
Drehgestell und gestattet es, U-Bahnen auch in Tunneln mit kleinem Querschnitt sowie auf
steilen Strecken einzusetzen, die hohe Beschleunigungs- und Verzögerungswerte verlangen.
Die Metro Guangzhou hat 600 dieser Drehgestell geordert, die unter neuen Metrozügen auf
den Linien 4 und 5 zum Einsatz kommen sollen.
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Mit dem modular aufgebauten Regionaltriebzug Protos, einer kompletten Eigenentwicklung,
hat sich der Dessauer Hersteller vom Zulieferer zum Systemanbieter gemausert. Der silberfarben
lackierte Erstling wurde am 19. September 2006 präsentiert. Gleichzeitig gab die russische
Transmashholding, größter Schienenfahrzeughersteller auf dem Gebiet der ehemaligen
Sowjetunion, einen Einblick in ihr Produktportfolio; am 30. Mai 2006 hatte das Unternehmen
die Fahrzeugtechnik Dessau übernommen.
Der Protos kann als zwei-, drei- oder vierteiliger Triebzug mit dieselelektrischem oder elektrischem
Antrieb geliefert werden, möglich sind auch Hybridlösungen. Die rund 26 Meter langen
Wagenkästen mit 60-prozentigem Niederflurbereich – die Fußbodenhöhe kann wahlweise
60 oder 81 Zentimeter betragen – rollen auf jeweils zwei Drehgestellen, von denen eines
angetrieben ist. Die Antriebsanlagen sind auf dem Fahrzeugdach positioniert. In der
Standardbestuhlung finden nach Herstellerangaben im zweiteiligen Protos 184 Fahrgäste
einen Sitzplatz, die drei- und vierteilige Variante bieten 284 bzs. 384 Sitzplätze. Von den bis
zu 160 Stundenkilometer schnellen Zügen hat die Fahrzeugtechnik Dessau bereits fünf zweiteilige
Einheiten an den niederländischen Betreiber Connexxion verkaufen können, die ab
1. September 2007 im Halbstundentakt auf der
Valleilijn Amersfoort – Ede /Wageningen zum
Einsatz kommen sollen.
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Preisgünstige und robuste Straßenbahnen mit
vergleichsweise großem Niederfluranteil stellt
die Leoliner Fahrzeug-Bau Leipzig GmbH (FBL) her. Zweiter Besteller nach Leipzig ist die Nosa
GmbH aus Halberstadt, eine Holding mehrerer städtischer Betriebe, die fünf meterspurige
Einheiten für die Halberstädter Verkehrs-GmbH (HVG) geordert hat. Premiere hatte das erste,
in Rot und Weiß lackierte Fahrzeug auf dem Freigelände der InnoTrans. Im Vergleich mit dem
ebenfalls ausgestellten normalspurigen Leoliner für Leipzig ist das Halberstädter Fahrzeug
mit 21 Metern Länge knapp 1,6 Meter kürzer. Die Wagenbreite blieb mit 2,3 Metern gleich.
Neben der reduzierten Türenanzahl – entfallen ist
der vierte Einstieg im Heck – und der
Drehgestellausführung in Meterspur unterscheidet sich der Halberstädter Wagen lediglich in
der kundenspezifischen Fahrzeugausstattung. Der Niederfluranteil liegt bei zirka 60 Prozent,
43 Fahrgäste finden einen Sitzplatz.
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Der Combino ist wieder da – jetzt in geschweißter Edelstahlausführung:
Vom neuen Combino
Plus gehen 40 sechsteilige Bahnen des Typs NF12B an
die Budapester Straßenbahn BKV. Die
ersten Einheiten sind bereits im Mai 2006 in Ungarn eingetroffen. Der beeindruckende, knapp
54 Meter lange Zug hat einen durchgehenden Niederflurboden mit einer Höhe von
35 Zentimetern, die an den Türen auf 32 Zentimeter reduziert ist. Rund 350 Fahrgäste finden
in der bis 70 Stundenkilometer schenllen Bahn Platz, 64 von Ihnen sitzend.
Neben dem spanischen Hochgeschwindigkeitszug Velaro, der auf dem deutschen ICE 3
basiert, zeigte Siemens auch eine neue Diesellok. Wie der Name verdeutlicht, ist der
Asiarunner allerdings nicht für den europäischen Markt bestimmt: Die dieselelektrische
Schmalspurlok VR15 AR mit einer Spurweite von einem Meter wird an die Vietnamesischen
Eisenbahnen VMR geliefert. Das exotisch anmutende, 81 Tonnen schwere Gefährt wird von
einem Dieselmotor mit 1500 Kilowatt Leistung angetrieben und erreicht eine
Höchstgeschwindigkeit von 120 Stundenkilometer.
Als erstes Unternehmen in sterreich hat der in Graz ansässige Siemens-Geschäftsbereich
Drehgestelle im Juli dieses Jahres das Audit nach dem neuen Industry Railway Industry
Standard (IRIS) bestanden. Am 20. September wurde dem Leiter von Siemens TS Bogies,
Andreas Gerstenmayer, die Auszeichnung verliehen. Die von der Vereinigung der europäischen
Eisenbahnindustrie (UNIFE) ausgearbeitete Zertifizierung bietet den Bahnbetreibern den
Vorteil, vergleichbare Daten ihrer Zulieferbetriebe zu erhalten, die von unabhängigen
Auditoren regelmäßig ermittelt werden.
Durch die Zertifizierung können die Qualität der gesamten Lieferkette
gesteigert und die Kosten durch Wegfall individueller Audits für
Bahnbetreiber und Lieferanten gesenkt werden.
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Gleich drei neue Triebzüge präsentierte der Schweizer Hersteller: Neben einer
Maßanfertigung für die schmalspurige Zugspitzbahn, die insgesamt drei zweiteilige
Zahnradtriebwagen erhält, waren der elektrische FLIRT für die Cantus Verkehrsgesellschaft
und ein Gelenktriebwagen (GTW) der vierten Generation zu sehen. Letzterer wurde am
20. September an Arriva Nederland übergeben: Der Betreiber hat nach einer Ausschreibung
Strecken in den niederländischen Provinzen Groningen und Friesland übernommen, darunter
auch die grenzüberschreitende Verbindung in deutsche Leer.
Ingesamt wurden 43 Dieseltriebzüge bestellt: 27 sind vierteilige
GTWnbsp;2/8 mit einer Kapazität von 170 Sitzplätzen,
die übrigen 16 dreiteilige GTW 2/6 mit 111 Sitzplätzen.
Acht der Fahrzeuge werden mit
einem so genannten Deutschlandpaket für den
grenzüberschreitenden Verkehr ausgerüstet,
das unter anderem eine zusätzliche Trittstufe für die niedrigeren Bahnsteige in Niedersachsen
beinhaltet. Auf der InnoTrans hatte das vierteilige Fahrzeug Premiere: Der über Kupplung
knapp 56 Meter lange Zug setzt sich aus zwei Endwagen, dem kurzen Antriebsmodul sowie
einem Mittelwagen zusammen. Die Höchstgeschwindigkeit beider Bauarten liegt bei
140 Stundenkilometern, die ersten vier Fahrzeuge sollen bereits
ab November 2006 auf der
Strecke Groningen – Nieuweschans zum Einsatz kommen.
Die vierte Generation der Stadler-GTW-Familie erfüllt als erste die strengere Crashnorm, die
seit Anfang 2005 in den Niederlanden gilt. Sie verlangt, dass bei einer Kollision zwischen
einem Zug und einem Lkw bei 85 Stundenkilometern weder die Strukturen des Führerraums
noch die des Passagierraums kollabieren. Ferner darf kein Aufklettern zwischen den
Fahrzeugen erfolgen.
Vom Elektrotriebzug FLIRT liefert Stadler 14 dreiteilige und sechs vierteilige Einheiten an die
Cantus Verkehrsgesellschaft. Die neuen Züge sollen nach kurzer Vorlaufzeit ab 10. Dezember
2006 auf dem Nordost-Hessen-Netz zum Einsatz kommen, dass die Strecken Göttingen -
Kassel, Göttingen – Bebra – Fulda und
Kassel – Bebra – Eisenach umfasst. Die silberfarben
lackierten Einheiten mit orangefarbenen und blaunen Applikationen bieten 204 Sitzplätze in
der dreiteiligen und 260 Sitzplätze in der vierteiligen Ausführung. Hinzu kommen 174 bzw.
238 Stehplätze. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 160 Stundenkilometern.
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Eine Dreifachpremiere feierte Voith auf dem Freigelände am 19. September: Mit der neuen
Großdiesellok Maxima 40 CC wurde nicht nur die
erste Maschine dieser Bauart gezeigt, sondern
auch das erste Fahrzeug überhaupt, das komplett von Voith Turbo Lokomotivtechnik
konzipiert und hergestellt wurde. Darüber hinaus wird die Maxima-Familie durch den in der
Motorleistung etwas schwächeren Typ 30 CC nach unten abgerundet und um die neue
Produktfamilie Gravita ergänzt, die den kompletten Bereich der Rangier- und leichten
Streckenlokomotiven abdeckt.
Die sechsachsige Maxima mit dieselhydraulischem Antrieb ist als schwere Streckenlok speziell
für den grenzüberschreitenden Güter- und Personenzugverkehr konzeptioniert. Der
Wagenkasten ist als selbsttragende, verwindungssteife Konstruktion ausgeführt. Die über
Puffer 23 Meter lange Lok ruht auf zwei dreiachsigen Drehgestellen.
Mit Blick auf den osteuropäischen
Markt und Russland wird die Maxima-Familie auch in Breitspur erhältlich sein.
Dementsprechend ist auch eine hohe Tankkapazität von bis zu 8000 Litern vorgesehen, um
der Maschine eine große Reichweite zu verleihen. Die konsequente Modularisierung mit
standardisierten Baugruppen ermöglicht einen preiswerten
und an den Kundenwünschen orientierten
Aufbau. Zum Einbau kommt ein bahnfester Dieselmotor mit einer Leistung von
2750 Kilowatt für den Typ Maxima 30 CC
und mit 3600 Kilowatt für die Maxima 40 CC. Die
Leistungsübertragung erfolgt über das
aus dem bewährten L-620-reU2-Getriebe abgeleitete
Voith-Turbo-Split-Getriebe LS 640. Ein Vorteil des Split-Prinzips ist die vollständige
Entkopplung der Drehgestelle, ein weiterer die Realisierung eines drehgestellselektiven
Schleuder- und Gleitschutzes, der eine bessere Ausnutzung des Reibwerts und eine Erhöhung
der Zugkraft vor allem beim Anfahren bewirkt.
Die Gravita-Familie setzt sich aus fünf verschiedenen Loktypen mit zwei, drei und vier
Achsen zusammen, deren Motorleistung von 400 bis 2200 Kilowatt reicht. Mit den beiden
Lokfamilien will Voith die hydrodynamische Leistungsübertragung dauerhaft am Markt verankern.
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Euro 4000 nennt Vossloh seine neue dieselektrische Streckenlok – die Bezeichnung weist auf
die universelle Einsetzbarkeit und die Stärke hin, die das Kraftpaket auf die Gleise bringt:
4000 Pferdestärken. Am 20. September wurde die neue Maschine,
die am Vossloh-Standort
Valencia (Spanien) gefertigt wird, in gleich zwei Varianten vorgestellt: als vierachsige
Machine in einer Ausführung für die Spanische Staatsbahn RENFE und als sechsachsige
Hauptstreckenlok für den Einsatz im Güterverkehr. Im Inneren des selbststragenden
Lokkastens arbeiten ein 16-Zylinder-Dieselmotor und ein Elektrotraktionspaket von der amerikanischen
Firma Electro-Motive Diesel, LaGrange (Illinois). Aufbau, Fahrerkabinen,
Drehgestelle und Steuerungsanlagen werden in Valencia gefertigt und montiert. Mit dem
Leasingunternehmen Angel Trains kann Vossloh bereits den ersten Abnehmer für die sechsachsige
Variante verbuchen:
Bestellt sind 30 Lokomotiven für 55 Millionen Euro (zwölf davon
optional), die ab Anfang 2008 ausgeliefert und an Güter- sowie Personenverkehrsbetreiber in
Spanien, Frankreich, Belgien und Deutschland vermietet werden sollen.
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Mehr über diese und weitere Neuheiten auf der InnoTrans in Regionalverkehr 6/2006. Erscheinungstag: 25. Oktober 2006
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