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07.07.2004 • Regio Citadis bei Alstom LHB vorgestellt
Ein Bogen aus Feuer, Licht und Rauch bildete den Rahmen für die Präsentation von Kassels
neuer RegioTram. Aus eigener Kraft rollte die erste von 28 Zweisystemstadtbahnen beim
Hersteller Alstom LHB am 7. Juli 2004 ans Tageslicht. Auf der firmeneigenen Teststrecke
in Salzgitter erreichte die in Hellgrau und Weiß lackierte Bahn vom Typ Regio Citadis,
die zu diesem Zeitpunkt noch ihre Inbetriebsetzungsphase durchlief, bereits 80 Stundenkilometer.
Der elegante Zug mit dem markanten "Gesicht" beeindruckte durch seinen Fahrkomfort
und die leisen Motoren. Ab Ende 2004 kommen die ersten acht Bahnen auf der Kasseler
RegioTram zum Einsatz. Geplant ist die Einrichtung eines aus vier Linien bestehenden
Netzes. Die Zweisystembahnen sollen von den Eisenbahnstrecken aus der Region am Kasseler
Hauptbahnhof auf das städtische Straßenbahnnetz wechseln, sodass die Innenstadt umsteigefrei
erreicht werden kann.
Der Regio Citadis ist eine dreiteilige, modular aufgebaute Niederflurstadtbahn, die
entsprechend den Einsatzanforderungen in unterschiedlichen Antriebsvarianten geliefert
werden kann. In der knapp 37 Meter langen Grundausführung stützen sich zwei angetriebene
Endwagen auf einem antriebslosen Mittelwagen ab, der auf zwei Lauffahrwerken ruht.
Aufgrund der Unterbringung der elektrischen Ausrüstung im Dachbereich hat die Bahn
einen durchgehend niederflurigen Fahrgastraum zwischen der ersten und der letzten
Einstiegstür (Niederfluranteil: 75 Prozent). Die Fußbodenhöhe liegt hier bei 420 Millimeter
über Schienenoberkante (SO). Nur über den angetriebenen Endfahrwerken steigt die Bodenhöhe
auf 660 Millimeter an.
Durch den Einbau so genannter Energiemodule sind Antriebe in elektrischer Ein- bis
Dreisystemausführung möglich, daneben auch ein Dieselhybridantrieb. Von den 28 für
das Kasseler RegioTram-Netz bestellten Bahnen kommen 18 in Zweisystemausführung für
den Einsatz auf Straßenbahn- und elektrifizierten Eisenbahnstrecken zum Einsatz. Der
Regio Citadis in Dieselhybridausführung, wird ab Ende 2005 in zehn Exemplaren geliefert.
Der Hersteller Alstom LHB setzt bei dem in Salzgitter entworfenen Regio Citadis auf
die Dynamik der Ellipse. Der Fahrzeugkopf ist geprägt von den gegenläufig angeordneten
Kegelschnitten. Der Schwung der tief herab gezogenen Führerstandsseitenfenster setzt
sich rund um den Fahrzeugbug, unter dem sich eine elektrisch ausfahrbare Scharfenbergkupplung
verbirgt, fort. Markant sind die großen Scheinwerfer, welche die von ersten Designstudien
her bekannten "Knopfaugen" ersetzten.
Die Kasseler RegioTram weist pro Fahrzeugseite vier Doppeltüren für den Fahrgasteinstieg
auf, von denen jeweils zwei in den Endwagen angeordnet sind. Zwischen den Türen befinden
sich Mehrzweckbereiche mit Klappsitzen und Rollstuhlplätzen. Als "beruhigter Reisebereich"
für länger mit der RegioTram fahrende Passagiere ist der Zwischenwagen gestaltet,
auf den Einbau von Türen wurde hier verzichtet. Wie in den erhöhten Bereichen der
Endwagen sitzen die Fahrgäste auf Polstersitzen. Ein dynamisches Fahrgastinformationssystem
zeigt über gut lesbare Displays die nächste Haltestelle an.
Der klimatisiserte Fahrgastraum wirkt durch die großen Fenster hell und freundlich.
Auch die Rückwände der Fahrerkabinen sind verglast, sodass Sichtkontakt zum Triebfahrzeugführer
besteht. Wände und Decken sind mit Kunststoffplatten in Hellgrau verkleidet. Im Kontrast
hierzu stehen die dunkelgrün gemusterten Sitze. Auf weitere Farben wird fast völlig
verzichtet, Haltestangen und -griffe bestehen aus gebürstetem Stahl oder sind dunkelgrau
eingefärbt.
Die Erstinbetriebnahme der neuen RegioTram erfolgt auf dem 1,4 Kilometer langen Alstom-Testgleis
in Salzgitter, ehe die bis zu 100 km/h schnellen Züge auf dem Siemens-Testring in
Wegberg-Wildenrath erprobt werden. Zum Fahrplanwechsel am 12. Dezember 2004 sollen
acht der im Frühjahr 2001 bestellten Zweisystemfahrzeuge in Kassel zur Verfügung stehen,
die zunächst auf der Verbindung von Kassel nach Warburg zum Einsatz kommen. Dort lösen
sie die derzeit eingesetzten Bombardier-Stadtbahnen ab, die von der Saarbahn ausgeliehen
wurden. Die Zweisystemtechnik des Regio Citadis wird allerdings erst ab 2006 benötigt,
denn Baubeginn für die Übergangsstation der RegioTram auf das Netz der Kasseler Straßenbahn
am Hauptbahnhof ist erst Ende 2004.
Ende 2005 sollen auch die ersten Regio Citadis in Dieselhybridausführung auf der Verbindung
von Kassel nach Wolfhagen zum Einsatz kommen. Von den elektrischen Zweisystembahnen
unterscheiden sich diese vor allem durch das ebenfalls auf dem Fahrzeugdach untergebrachte
Dieselaggregat. Die für den Dieselbetrieb erforderlichen Kraftstofftanks sind stehend
zwischen den Einstiegstüren an den Seitenwänden der Mehrzweckbereiche angeordnet,
sodass die Nutzfläche nur minimal eingeschränkt wird.
An die 28 Regio Citadis für die RegioTram Kassel schließt sich ab 2006 eine Lieferung
über 50 elektrische Zweisystemfahrzeuge für die niederländische RandstadRail an, einem
derzeit im Bau befindlichen Stadtbahnnetz, das die Zentren von Den Haag, Zoetermeer
und Rotterdam miteinander verbindet.
Den kompletten Artikel lesen Sie in Regionalverkehr 5/2004.
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