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30.04.2009 • Über 5000 Stellplätze

Norwich liegt im Osten Großbritanniens, knapp zwei Stunden Zugfahrt von London entfernt. Die 122.000-Einwohner-Stadt ist das regionale Verwaltungszentrum der Grafschaft Norfolk, die im Norden und Osten von der Nordsee und im Süden und Westen von den Grafschaften Suffolk bzw. Cambridgeshire begrenzt wird. Im Großraum Norwich leben zirka 370.000 Menschen, von denen ein Großteil regelmäßig zur Schule, zum Studium, zur Arbeit oder zum Einkaufen in die Stadt fährt.

Rückgrat im städtischen und regionalen Linienverkehr ist der Omnibus. Größtes Busunternehmen ist die First Eastern Counties Buses Ltd. (First Bus), eine Tochtergesellschaft der landes- und europaweit auf Straße und Schiene tätigen First Group. First Bus betreibt den Stadtbusverkehr in Norwich sowie mehrere Regionallinien. Das Stadtbusnetz ist strahlenförmig ausgelegt: Die meisten Linien starten an den zentral in der Altstadt liegenden Haltestellen Castle Meadow (am Einkaufszentrum Castle Mall) und St Stephens Street (am Einkaufszentrum Chapelfield) und erschließen alle Stadtteile. Von montags bis samstags kommt auf den Hauptlinien tagsüber mindestens alle zehn Minuten ein Bus, sonntags und abends sind Halbstunden- bis Stundentakte die Regel.

Stadtbusverkehr in Norwich

Neben First Bus fahren im Regionalverkehr weitere Unternehmen, darunter Anglian Bus und Konectbus. Ersteres gilt nach First Bus als größtes Busunternehmen in der Region. Eingesetzt werden rund 60 überwiegend niederflurige und die Euro-4-Norm erfüllende Fahrzeuge. Konnectbus ist ein kleineres Privatunternehmen, das 40 Busse auf mehreren Regionallinien von und nach Norwich einsetzt.

In den 1970er Jahren führte der zunehmende Individualverkehr zu einer stetigen Überlastung des Straßennetzes in Norwich, der Bau einer Umgehungsstraße wurde unerlässlich. Doch erst Mitte der 1980er Jahre konnte der Southern Bypass eröffnet werden, eine vierspurige Schnellstraße, die im Süden von West nach Ost um die Stadt herumführt, sodass der durchgehende Verkehr nicht mehr durch das Stadtzentrum laufen muss. Gleichzeitig wurden am Rand der Altstadt mehrere Parkhäuser errichtet, und zahlreiche Straßen in der City konnten in Fußgängerzonen oder Bus- und Taxistraßen umgewandelt werden.

Um auch das restliche Stadtgebiet vom Autoverkehr entlasten zu können, begann das Norfolk County Council (NCC), die Verwaltung von Stadt und Grafschaft, zu Beginn der 1990er Jahre mit dem Aufbau eines Park-and-ride-Systems. Bis 2005 wurden sechs Buslinien eingerichtet, die von großen, an Einfallstraßen liegenden Parkplätzen am Stadtrand direkt in die Innenstadt führen. Damit sich die Fahrgäste leichter orientieren können, erhielt jede Buslinie eine eigene Kennfarbe, die sich auf Fahrzeugen, Fahrplänen und Haltestellenschildern wiederfindet. Mehrere Anlagen wurden in den letzten Jahren erweitert, sodass rund um Norwich zurzeit mehr als 5000 Park-and-ride-Plätze zur Verfügung stehen. Alle Anlagen sind zudem mit Fahrradstellplätzen, WC-Anlagen, überdachten Wartebereichen und oft auch mit einem Kiosk ausgestattet. Montags bis freitags starten die Busse einheitlich um 6.40 Uhr, samstags um 7 Uhr. Bis 18 Uhr wird mindestens im Zehnminutentakt gefahren, bis Betriebsschluss um 19.30 Uhr alle 15 Minuten. Donnerstagabends sind die Busse bis 20.30 Uhr unterwegs. An Sonn- und Feiertagen sind die Park-and-ride-Plätze geschlossen, und es wird kein Busverkehr angeboten. Während das Parken frei ist, ist für die Busfahrt in die Stadt ein Fahrschein zu lösen. Tickets gibt es beim Busfahrer.

Nach Angaben des NCC wird das Park-and-ride-Angebot rege beansprucht: 3,3 Millionen Nutzer wurden 2007 gezählt, rund 1,9 Millionen Autofahrten (jeweils Hin- und Rückfahrt) seien der Stadt so erspart geblieben. Alle Linien enden am 2005 neu eröffneten Regionalund Fernbusbahnhof in der Stadtmitte (an der St Stephens Street). Zwei der sechs Linien betreibt das NCC in Eigenregie, die vier anderen Verbindungen werden von First Bus und Konnectbus befahren.

Besonders an Samstagen stößt das Park-and-ride-System immer öfter an seine Grenzen. In den regionalen Tageszeitungen beklagen sich Shopper aus dem Umland über komplett belegte Parkplätze. Hartnäckige fahren dann weiter in die City, nur um dort vor den hoffnungslos überfüllten Parkhäusern im Stau zu stehen – und den Linienbussen die Weiterfahrt zu versperren. Die im Stadtparlament in der Opposition vertretenen Grünen setzen sich für den Aufbau eines Stadtbahnnetzes nach kontinentalem Vorbild ein, doch ein derartiges Vorhaben lässt sich mittelfristig nicht finanzieren. Zurzeit wird daher über einen Ausbau der Park-and-ride-Stellplätze nachgedacht.

Den kompletten Artikel lesen Sie in Regionalverkehr 3/-2009.
Erscheinungstag: 30.04.2009

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