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28.06.2019 • Coradia iLint für Taunus-Netz

Auf dem Taunusnetz der Hessischen Landesbahn GmbH (HLB) sollen ab Ende 2022 nur noch emissionsfrei verkehrende Triebzüge unterwegs sein: Die Fahrzeugmanagement Region Frankfurt RheinMain GmbH (fahma), ein Tochterunternehmen des Rhein-Main-Verkehrsverbunds (RMV), bestellte am 21. Mai 2019 bei Alstom 27 Brennstoffzellenzüge des Typs Coradia iLint 54. Der Auftrag beinhaltet neben den Zügen auch die Versorgung mit Wasserstoff, die Instandhaltung und das Vorhalten von Reservekapazitäten für die nächsten 25 Jahre. Die Züge sollen im Industriepark Höchst mit Wasserstoff betankt werden, der hier als Nebenprodukt anfällt.

Inneneinrichtung des Coradia iLint.

»Die Anschaffung der 27 Fahrzeuge ist ein Leuchtturmprojekt der Brennstoffzellenmobilität«, sagte Enak Ferlemann, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, bei der Vertragsunterzeichnung. »Der Bund unterstützt diese Investition, indem er 40 Prozent der Fahrzeugmehrkosten übernimmt, die im Vergleich zu Dieselfahrzeugen anfallen, sowie durch eine anteilige Förderung der Wasserstofftankstelle.« Die neuen Brennstoffzellenzüge ersetzen die bisherigen Dieseltriebzüge auf dem Taunusnetz, das die Linien Frankfurt-Höchst – Bad Soden (RB 11), Frankfurt am Main – Königstein (RB 12), Frankfurt – Bad Homburg – Brandoberndorf (RB 15) und Friedrichsdorf – Friedberg (RB16) umfasst. Der Auftragswert beträgt rund 500 Millionen Euro, der Anteil von Alstom liegt bei 360 Millionen. Der künftige Betreiber soll vom RMV in einer europaweiten Ausschreibung ermittelt werden. Bisher wird das Taunusnetz von der HLB mit teilweise über 30 Jahre alten Dieseltriebzügen des Typs VT/VS 2E befahren.

Der Coradia iLint 54 entspricht vom Aufbau her seinem zweiteiligen Dieselpendant. Jeder Endwagen läuft auf zwei Drehgestellen, von denen jeweils die äußeren angetrieben sind. Als Energiequelle fungieren zwei Brennstoffzellenanlagen, eine auf jedem Dach: Sie liefern elektrische Energie, indem sich Wasserstoff mit Sauerstoff aus der Umgebungsluft verbindet. Ebenfalls auf dem Dach positioniert sind die Tanks für den Wasserstoff: Auf jedem Endwagen sind unter Abdeckungen 16 Tanks vom Typ F der Hexagon xperion GmbH installiert. Die Energie aus den Brennstoffzellen wird in zwei Lithium-Ionen-Batteriesystemen vom Typ 3P AKASystem 18 AKM der AKASOL AG gespeichert. Diese haben eine Speicherkapazität von 111 Kilowattstunden und sorgen nicht nur für Beschleunigung und Bremskraft, sondern stellen auch den Bordsystemen, wie etwa Beleuchtung und Klimatisierung, die nötige Energie bereit. Die Batteriesysteme sowie die Hilfsbetriebeumrichter sind unterflur vor den inneren Drehgestellen montiert. Abgerundet wird das Antriebssystem durch Fahrmotoren und Antriebswechselrichter, die jeweils am äußeren Drehgestell positioniert sind. Die Reichweite des Coradia iLint liegt – abhängig von Topografie, Haltestellenabständen und Geschwindigkeit – nach Angaben des Herstellers bei bis zu 1000 Kilometern.

Mit der Bestellung von 27 Einheiten für das Taunusnetz stellt die fahma gleich zwei Rekorde auf, wie RMV-Geschäftsführer Prof. Knut Ringat verriet: »Mit der Inbetriebnahme der neuen Fahrzeuge ist im RMV ab 2022 die weltweit größte Brennstoffzellenzugflotte im Personenverkehr unterwegs, und es ist der größte Auftrag in der Geschichte unserer Tochtergesellschaft fahma.« Für die Züge wird im Industriepark Höchst eigens eine Wasserstofftankstelle errichtet, ein Gleisanschluss ist bereits vorhanden. Jeder Triebzug hat 160 Sitzplätze, zudem Mehrzweckbereiche für Rollstuhlfahrer sowie für Reisende mit Fahrrad oder Kinderwagen und kostenloses WLAN.

Die Antriebsart ist unschwer zu erkennen.

Die ersten beiden Coradia iLint 54 sind seit September 2018 auf den Strecken der Eisenbahnen und Verkehrsbetriebe Elbe-Weser GmbH (evb) im Fahrgasteinsatz. Bereits im November 2017 hatten Alstom, der Bund, das Land Niedersachsen, die Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen (LNVG) und die Linde AG, die den Wasserstoff bereitstellt, Verträge über 14 weitere Züge sowie ihre Instandhaltung und Kraftstoffversorgung unterzeichnet. Die 14 Coradia iLint sollen bis Ende 2021 ausgeliefert sein.

Der RMV ist bereits der zweite Aufgabenträger, der mithilfe der Fahrzeugbereitstellung auf umweltfreundliche Wasserstofftechnologie ohne Emissionen setzt. Am Main ist der Coradia iLint kein Unbekannter: Am 13. April 2018 war einer der beiden Prototypen, die jetzt bei der evb laufen, zu einer Probefahrt zwischen Wiesbaden und Frankfurt-Höchst unterwegs.

Den kompletten Artikel lesen Sie in Regionalverkehr 04/2019.
Erscheinungstag: 28.06.2019

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