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12.12.2010 • agilis-Start in Bayern
Vogelzug im Donautal
Seit dem Fahrplanwechsel beflügelt die agilis Verkehrsgesellschaft mbH & Co. KG den
Nahverkehr in Bayern. Das neue Unternehmen mit dem grünen Zugvogel im Logo ist eine
Tochter der BeNEX GmbH, Holdinggesellschaft der Hamburger Hochbahn AG für Verkehrsleistungen
außerhalb der Hansestadt Hamburg. Mit 26 fabrikneuen Coradia Continental des Herstellers
Alstom wird das E-Netz Regensburg befahren, das die Linien Plattling – Straubing –
Regensburg – Parsberg – Neumarkt (Oberpf) sowie Landshut (Bay) – Eggmühl – Regensburg
– Saal (Donau) – Ingolstadt umfasst. Hinzu kommt ab Ende 2011 die Donautalbahn Ingolstadt
– Ulm. Ende Mai 2008 hatte die Bayerische Eisenbahngesellschaft mbH (BEG) der Hochbahn
den Zuschlag für die drei Strecken erteilt. Die Hamburger waren in einer europaweiten
Ausschreibung der BEG und des Innenministeriums Baden-Württemberg als künftige Betreiber
ermittelt worden, da sie das attraktivste Angebot abgegeben hatten.
Für die Fahrgäste hat der agilis-Vogel nicht nur qualitative, sondern auch quantitative
Verbesserungen gebracht: Die Triebzüge der Baureihe 440 sind deutlich komfortabler
und spurtstärker als die bisherigen, aus n-Wagen bzw. Silberlingen gebildeten Wendezüge
der DB. Gleichzeitig wurde das Angebot um etwa 30 Prozent aufgestockt: Auf fast allen
Linien kommt jetzt mindestens stündlich ein Zug, im engeren Einzugsbereich rund um
Regensburg auf den Abschnitten Straubing – Regensburg – Parsberg und Eggmühl – Regensburg
– Saal in den Hauptverkehrszeiten sogar alle 30 Minuten.
Die BeNEX GmbH hat im August 2008 bei Alstom 18 drei- und acht vierteilige Coradia
Continental geordert, von denen die erste Einheit am 22. September 2010 auf der InnoTrans
in -Berlin übergeben wurde (siehe Regionalverkehr 6-2010). Die Züge sind weitgehend
niederflurig mit einer Fußbodenhöhe von 73 Zentimetern über Schienenoberkante (SO),
nur in den Hochflurbereichen der Endwagen liegt sie bei 1,08 Metern. Die Fahrzeuglänge
über Kupplung beträgt 57,8 bzw. 74,2 Meter. Pro Wagenseite steht eine breite Doppeltür
zur Verfügung, die sich nach Drücken des Escha-Tasters öffnet. Um das Ein- und Aussteigen
an niedrigen Bahnsteigen zu erleichtern, haben alle Türen ausfahrbare Schiebetritte.
In den dreiteiligen Einheiten verfügen jeweils der Mittel- und ein Endwagen über einen
Mehrzweckbereich mit barrierefreier WC-Anlage, in den vierteiligen die beiden Mittelwagen.
In einem der beiden Mehrzweckbereiche ist ferner eine faltbare Rampe angeordnet, die
Rollstuhlfahrern das Ein- und Aussteigen von niedrigen Bahnsteigen ermöglicht. Die
dreiteiligen Einheiten bieten 200 Sitz- und 180 Stehplätze, die vierteiligen 264 bzw.
232. Gewartet werden die Züge in einem neuen Betriebswerk, das nach rund einjähriger
Bauzeit am 7. Dezember 2010 in Regensburg eröffnet wurde. Die neu verlegten Zufahrts-
und Abstellgleise sind nicht elektrifiziert; das Rangieren der Triebzüge übernimmt
ein Zweiwegefahrzeug.
Zuwachs bekommt der Regensburger Vogelschwarm im Juni 2011, wenn agilis auf dem Dieselnetz
Franken startet, das von der BeNEX GmbH ebenfalls im Rahmen einer Ausschreibung der
BEG gewonnen wurde. Bis 2023 sollen auf dem 430 Kilometer langen Dieselnetz Franken
4,5 Millionen Zugkilometer gefahren werden, angestellt sind 150 Mitarbeiter.
Der Start von agilis auf dem E-Netz Regensburg war denkbar knapp: Gerade noch rechtzeitig
gab das Eisenbahn-Bundesamt im November dem Antrag von Alstom auf Erteilung der Genehmigung
zur Inbetriebnahme und Bauartzulassung für die agilis-Coradia-Continental statt. Weitere
Verzögerungen im Zulassungsprozess hätten wohl dazu geführt, dass das Unternehmen
mit einem – aus der gesamten Bundesrepublik entliehenen – alten Fahrzeugpark den Betrieb
hätte aufnehmen müssen. So konnten bereits am Wochenende vor dem Fahrplanwechsel öffentliche
Schnupperfahrten angeboten werden. Der erste Betriebstag verlief fast reibungslos:
Verspätungen gab es nur im Minutenbereich, vereinzelt waren Störungen an den Türen
und WC-Anlagen zu verzeichnen. Der Zugvogel – oder der Vogelzug? – ist auf dem richtigen
Gleis!
Den kompletten Artikel lesen Sie in Regionalverkehr 1-2011.
Erscheinungstag: 30.12.2010
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