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13.12.2015 • Mehr Kapazität
Das Sachsenross der WestfalenBahn GmbH (WFB) galoppiert über drei weitere Verbindungen.
Seit dem Fahrplanwechsel am 13. Dezember 2015 ist das Unternehmen mit 15 neuen FLIRT
und 13 neuen Doppeldeckern vom Typ KISS des Herstellers Stadler Pankow GmbH im Regionalexpress-Verkehr
(RE) auch auf der Emsland- und der Mittelland-Linie (EMIL-Netz) unterwegs. Die einstöckigen
FLIRT kommen als RE 15 auf der Linie Münster (Westf) – Rheine – Leer – Emden – Emden
Außenhafen zum Einsatz, die KISS als RE 60 auf der Verbindung Braunschweig – Hannover
– Löhne (Westf) – Osnabrück – Rheine sowie als RE 70 auf der Relation Braunschweig
– Hannover – Löhne – Bielefeld. Im Herbst 2012 hatten die Aufgabenträger aus Niedersachsen
und Nordrhein-Westfalen die Leistungen für 15 Jahre an die Privatbahn mit Sitz in
Bielefeld vergeben. Der RE 15 auf der Emsland-Linie fährt stündlich, wobei zwei Züge
über Emden Hbf hinaus bis Emden Außenhafen rollen. Hier besteht Anschluss zu die Fähren
nach Borkum. Die RE 60 und 70 auf der Mittelland-Linie fahren zweistündlich, wobei
sich auf dem Teilstück Braunschweig – Löhne ein Stundentakt ergibt. In Löhne bzw.
Herford kann jeweils in Anschlusszüge des Nahverkehrs umgestiegen werden, sodass auch
auf den Ästen nach Rheine und Bielefeld stündliche Reiseketten bestehen.
Vergeben wurden die Leistungen im EMIL-Netz nach europaweiten Ausschreibungen. Auftraggeber
für die Emsland-Linie, auf der 2,4 Millionen Zugkilometer pro Jahr erbracht werden,
sind die Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen mbH (LNVG) und der Zweckverband
Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL). Die Leistungen auf der Mittelland-Linie umfassen
rund drei Millionen Zugkilometer jährlich, die von den Aufgabenträgern LNVG, NWL,
Region Hannover und Zweckverband Großraum Braunschweig (ZGB) in den Wettbewerb gegeben
wurden. Die WFB ging aus beiden Ausschreibungen im September bzw. November 2012 als
Siegerin hervor. Bestellt und finanziert wurden die 28 neuen Triebzüge vom Leasingunternehmen
Alpha Trains Europa GmbH mit Sitz in Köln, das die Einheiten an die WFB vermietet.
Auch die auf dem Teutoburger-Wald-Netz eingesetzten 19 FLIRT wurden von Alpha Trains
finanziert. Das Investitionsvolumen für die 28 neuen WFB-Einheiten beträgt knapp 250 Millionen
Euro.
Auf beiden Linien sollen die Fahrgastzahlen in den kommenden 15 Jahren spürbar zunehmen.
Auf der Emsland-Linie sind je nach Abschnitt täglich 1000 bis 4000 Reisende unterwegs,
auf der Mittelland-Linie pendeln je nach Abschnitt täglich zwischen 1500 und 10.000
Reisende. Steigende Nutzerzahlen lohnen sich auch für den Betreiber: Zwar bekommt
die WFB von den Ländern pro gefahrenem Kilometer einen festen Betrag, doch wenn es
der Privatbahn gelingt, mehr Fahrgäste in die Züge zu locken, darf sie 50 Prozent
der Mehreinnahmen behalten.
Die vierteiligen FLIRT sind speziell für die Emsland-Linie konzipiert. Dank Voith-Scharfenberg-Kupplungen
lassen sich die 74,7 Meter langen Einheiten leicht kuppeln, die Kapazität kann daher
zügig der stark schwankenden Nachfrage angepasst werden. Bei Doppeltraktionen werden
bis zu 430 komfortable Sitze vom Typ Match des Herstellers Franz Kiel GmbH geboten,
davon bis zu 30 in der 1. Klasse. In jedem Zug stehen zwei WC-Anlagen zur Verfügung,
eine davon barrierefrei. Zahlreiche Fahrradabstellplätze, deren Kapazität im Sommer
in der Doppeleinheit flexibel auf bis zu 84 erhöht werden kann, sowie ein optisches
und akustisches Fahrgastinformationssystem des Herstellers GSP Sprachtechnologie GmbH
mit Anzeigen unter der Decke und Infodisplays in den Einstiegsbereichen runden die
Ausstattung ab. Pro Wagenseite steht eine Doppeltür zur Verfügung, die sich mit Tastern
der TSL-ESCHA GmbH öffnen lässt. Die Einstiegshöhe liegt bei 80 Zentimetern: Damit
ist ein barrierefreier Einstieg an allen modernisierten Stationen entlang der Emsland-Linie
möglich, an allen anderen Bahnhöfen helfen die Schiebetritte.
Die 13 sechsteiligen KISS sind ausgelegt für die Mittelland-Linie, auf der vor allem
eine Kapazitätserweiterung gefragt ist. Jede Einheit hat 626 Sitzplätze, 34 davon
in der 1. Klasse. Die 156 Meter langen Züge verfügen über vier WC-Anlagen – eine davon
barrierefrei – und bieten im Sommer mindestens 30 Plätze für Fahrräder, im Winter
bis zu 18. Auf jeder Wagenseite gibt es zwei Doppeltüren (die sich mit TSL-ESCHA-Tastern
öffnen lassen), sodass ein schneller Fahrgastwechsel sichergestellt ist. Die Einstiegshöhe
liegt bei 60 Zentimetern und entspricht damit besser den vorhandenen Bahnsteighöhen
als die bisher von DB Regio eingesetzten Fahrzeuge. Die Doppeldecker verfügen ebenfalls
über ein GSP-Fahrgastinformationssystem.
Alle 28 Triebzüge zeichnen sich durch hohes Beschleunigungsvermögen, eine Höchstgeschwindigkeit
von 160 Stundenkilometern sowie einen geringeen Energieverbrauch aus. Komfortable
Sitzabstände, Steckdosen, Klimatisierung und viele Möglichkeiten zur Gepäckablage
erhöhen den Komfort.
Schon 100 Tage vor Betriebsbeginn rollten die ersten FLIRT probeweise auf dem Bestandsnetz
der WFB. Im September 2015 begann auch die Abnahme der KISS. Wie die vorhandenen Einheiten
leuchten auch die neuen FLIRT und die KISS im WFB-Design in den Farben Pistazie, Cyan
und Petrol. Nicht nur im Unternehmenslogo, auch auf den Triebzügen ist das Sachsenross
ein wiederkehrendes Motiv. An den Endwagen fällt das springende Pferd ins Auge – ein
mit Bedacht gewähltes Symbol: Das Sachsenross ziert die Flaggen Niedersachsens und
Nordrhein-Westfalens, und auf ihrer Fahrt im EMIL-Netz überspringen die Triebzüge
leichtfüßig und mehrfach die Grenzen beider Länder.
Den kompletten Artikel lesen Sie in Regionalverkehr 01/2016.
Erscheinungstag: 24.12.2015
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