Meldungen
28.08.2019 • Das neue Netz Chiemgau-Berchtesgaden
Auf den elektrifizierten Stichstrecken nach Ruhpolding und Berchtesgaden, die in Traunstein
bzw. Freilassing von der Achse München – Salzburg abzweigen, wird das SPNV-Angebot
neu organisiert. Im Rahmen einer europaweiten Ausschreibung hat der Aufgabenträger,
die Bayerische Eisenbahngesellschaft mbH (BEG), beide Linien am 17. Dezember 2018
an die Bayerische Oberlandbahn GmbH (BOB) vergeben. Die Transdev-Tochter startet im
so genannten Netz Chiemgau-Berchtesgaden in zwei Schritten: Zum Fahrplanwechsel Ende
2021 wird der Betrieb auf der 35 Kilometer langen Verbindung Freilassing – Bad Reichenhall
– Berchtesgaden übernommen, Ende 2022 folgt der Verkehr auf der nur 13 Kilometer langen
Relation Traunstein – Ruhpolding. Die BOB wird auf beiden Strecken für 14 bzw. 15 Jahre
unterwegs sein, wobei das heutige Fahrplanangebot bestehen bleibt. Auf beiden Linien
sind jährlich rund 700.000 Zugkilometer zu erbringen. Während auf der Berchtesgadener
Strecke weiterhin die fünf Stadler FLIRT des jetzigen Betreibers Berchtesgadener Land
Bahn GmbH (BLB) zum Einsatz kommen, werden für den Ruhpoldinger Ast zwei neue FLIRT
beschafft. Die Neufahrzeuge werden – wie die fünf Bestandsfahrzeuge – von der Alpha
Trains GmbH finanziert und an die BOB vermietet. Derzeit rollen von Traunstein nach
Ruhpolding noch zweiteilige Triebzüge der Baureihe 426 der DB-Regio-Tochter Südostbayernbahn
(SOB).
Die FLIRT der Bechtesgadener Land Bahn rollen auch weiterhin zwischen Freilassing
und Berchtesgaden.
Das Netz Chiemgau-Berchtesgaden
Die Strecken nach Ruhpolding und Berchtesgaden liegen rund 28 Kilometer voneinander
entfernt, sodass von einem Netz eigentlich keine Rede sein kann. Beide Verbindungen
verfügen über ein hohes Reisendenaufkommen im Schüler-, Berufs- und Tourismusverkehr
und werden täglich mindestens im Stundentakt bedient. In Traunstein und Freilassing
bestehen gute Anschlüsse zum Fernverkehr in und aus Richtung München bzw. zum schnellen
Meridian München – Traunstein – Freilassing – Salzburg. Die Linie Freilassing – Berchtesgaden
ist als S 4 zudem in das Netz der grenzüberschreitenden S-Bahn Salzburg integriert.
Zwischen Freilassing und Bad Reichenhall wird das stündliche Angebot der BLB durch
die ebenfalls stündlich fahrende S 3 Schwarzach-St. Veit – Salzburg – Freilassing
– Bad Reichenhall zu einem 20/40-Minuten-Takt verdichtet. Auf der S 3 kommen Triebzüge
vom Typ Bombardier Talent der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) zum Einsatz. Außerdem
verkehrt einmal täglich der Intercity Königsee von Hamburg nach Berchtesgaden (wegen
Bauarbeiten nicht 2019), der ab Freilassing zum Nahverkehrstarif genutzt werden kann
und bis Berchtesgaden an allen Stationen hält.
Das Wettbewerbsprojekt umfasste nur die Zugleistungen auf der bayerischen Seite bis
Freilassing, nicht aber bis Salzburg oder darüber hinaus. Der neue Betreiber wird
konstruktive Verhandlungen mit den ÖBB zur Einrichtung von grenzüberschreitenden,
umsteigefreien Verbindungen aus dem Berchtesgadener Land über Freilassing hinaus nach
Salzburg aufnehmen, so die BEG in einer Pressemitteilung.
Hohe Servicequalität
Um den Fahrgästen einen ansprechenden Komfort und umfangreichen Service zu bieten,
gelten für den neuen Betreiber hohe Anforderungen hinsichtlich Pünktlichkeit und Anschlusssicherung,
Störfallmanagement, Sitzplatzkapazitäten, Sauberkeit und Serviceorientierung. Alle
Züge werden weiterhin mit mindestens einem Zugbegleiter besetzt, sodass den Fahrgästen
jederzeit ein Ansprechpartner zur Verfügung steht. Des Weiteren muss die BOB am Qualitätsmesssystem
der BEG teilnehmen. Damit prüft der Aufgabenträger die Sauberkeit der Züge, die Funktionsfähigkeit
der Ausstattung, die Fahrgastinformation im Zug, die Kompetenz und Serviceorientierung
der Zugbegleiter sowie die Kundenorientierung bei Beschwerden. Die Sitzplatzkapazitäten
werden – unter besonderer Berücksichtigung des Berufs- und Schüler- sowie des Freizeitverkehrs
– sowohl entsprechend der heutigen Nachfrage als auch im Hinblick auf die zu erwartende
Entwicklung bereitgestellt. Abweichungen von den vertraglich vereinbarten Leistungen
werden durch Entgeltminderungen (so genannte Pönalen) bestraft. Alle Züge sind zudem
mit einem kundenfreundlichen Echtzeitfahrgastinformationssystem auszustatten: Monitore
sollen über aktuelle Ankunfts- bzw. Abfahrtszeiten sowie Anschlussbeziehungen an den
jeweiligen Bahnhöfen informieren.
Zeitgemäßer Fuhrpark
Angemietet und eingesetzt werden insgesamt sieben dreiteilige Elektrotriebzüge vom
Typ Stadler FLIRT. Die fünf Bestandsfahrzeuge der BLB werden im Auftrag von Alpha
Trains umgebaut und modernisiert. Die beiden neuen Dreiteiler, die auf der Ruhpoldinger
Strecke die heute noch zweiteiligen Züge ersetzen, tragen den steigenden Fahrgastzahlen
Rechnung. Die entsprechenden Leasingverträge mit einer Laufzeit von 15 Jahren für
die Bestandsflotte und 14 Jahren für die beiden neuen Einheiten wurden am 21. März
2019 unterschrieben. »Der Wiedereinsatz unserer Bestandsflotte im Netz Chiemgau-Berchtesgaden
zeigt, dass unser nachhaltiges Nutzungskonzept aufgeht«, sagte Thomas Schmidt, Managing
Director der Alpha Trains Passenger Division. »Wir haben viel Erfahrung bei Modernisierungs-
und Umbauprojekten und stellen sicher, dass sich die Fahrgäste auch zukünftig in unseren
modernen und komfortablen Triebzügen wohl fühlen. Mit den neu beschafften, niederflurigen
Fahrzeugen für die Strecke zwischen Traunstein und Ruhpolding wird eine umfassende
Barrierefreiheit erreicht.«
Im Jahr 2017 war der zweiteilige 426 528-6 der DB-Tochter Südostbayernbahn auf dem
Weg nach Traustein.
Den kompletten Artikel lesen Sie in Regionalverkehr 05/2019.
Erscheinungstag: 30.08.2019
|