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15.10.2016 • Die InnoTrans 2016: Emissionsfrei und farbenfroh
Die Berliner InnoTrans feierte 2016 ihr 20-jähriges Jubiläum: Die erste InnoTrans
fand vom 10.–15. Oktober 1996 in gerade einmal zwei Hallen der Messe Berlin und auf
dem Güterbahnhof Wilmersdorf statt. 4525 Quadratmeter betrug die Ausstellungsfläche
damals, gekommen waren 172 Aussteller und 6376 Fachbesucher, 829 davon aus dem Ausland.
Die elfte Ausgabe der alle zwei Jahre veranstalteten InnoTrans, die vom 20. bis 23.
September 2016 lief, übertraf nicht nur locker die Parameter aus dem Premierenjahr,
erneut wurden auch die Zahlen aller bisherigen Messen überboten: Die Ausstellungsfläche
betrug in diesem Jahr 112.000 Quadratmeter, 2955 Aussteller aus 60 Ländern waren vertreten,
und es kamen 144.470 Fachbesucher aus über 140 Ländern nach Berlin. Alle Hallen waren
komplett belegt, außerdem wurde im Sommergarten erstmals ein Bus Display geboten.
Auf dem Freigelände mit der 3,5 Kilometer langen Gleisharfe waren 127 Fahrzeuge zu
sehen, darunter Straßenbahnen, Regionaltriebzüge, Hochgeschwindigkeitszüge, Güterwagen,
Dieselloks sowie die unterschiedlichsten Gleisbaufahrzeuge. 2016 konnten insgesamt
knapp 150 Premieren gefeiert werden.
Neue Triebzüge und Lokomotiven
Alstom zeigte erstmals den neuen Coradia iLint, einen CO2-emissionsfreien Regionalzug
auf Basis des bekannten Diesel-Coradia-Lint. Er wird von einer Wasserstoffbrennstoffzelle
angetrieben, seine einzigen Emissionen sind Dampf und Kondenswasser. Positiv hinzu
kommt der niedrige Geräuschpegel. Um die Einführung des Coradia iLint für die Betreiber
so einfach wie möglich zu gestalten, bietet der Hersteller ein Komplettpaket, das
aus Zug und Wartung besteht, sowie – zusammenen mit Partnern – die gesamte Wasserstoffinfrastruktur
aus einer Hand. Das Fahrzeug soll zusammen mit einem weiteren Prototypen ab 2018 auf
der Strecke Buxtehude – Bremerhaven – Cuxhaven fahren, bis 2020 sollen dort 14 Einheiten
im Einsatz sein.
Neue Bombardier-Fahrzeuge waren nur computergeneriert an einer Virtual-Reality-Station
am Messestand zu erleben: Hier wurden die neue U-Bahn-Plattform Movia Maxx und der
Elektrotriebzug Talent 3 vorgestellt. Nur einem kleinen Teilnehmerkreis bot der Hersteller
im Rahmen einer Werksführung einen Einblick in die Hennigsdorfer Werkshallen im Norden
der Hauptstadt. Dort waren unter anderem Wagenkästen der neuen Talent-2-Triebzüge
für das Stuttgarter Netz 3b zu sehen, die ab Ende 2017 in vierteiliger Ausführung
von DB Regio eingesetzt werden. In der Test- und Zulassungsphase befanden sich zudem
die ersten Twindexx-Doppelstocktriebzüge, von denen die ersten ab 2017 nach Rostock
geliefert werden sollen.
Zum dritten Mal auf einer InnoTrans zeigte PESA einen Triebzug des Typs Link. Der
Unterschied: Diesmal hatte das Fahrzeug des polnischen Herstellers bereits eine Zulassung
des Eisenbahn-Bundesamts (EBA) für den Betrieb in Deutschland, wie große Aufkleber
an den Seitenscheiben stolz verkündeten. Zu sehen war der zweiteilige 632 024 der
Niederbarnimer Eisenbahn (NEB).
Viele Gleismeter des Freigeländes hatte Siemens belegt, der unter anderem den Hochgeschwindigkeitszug
Velaro Türkei, die vollautomatische Untergrundbahn Metro Riad, den ÖBB Cityjet und
einen Desiro UK in der Konfiguration für den britischen Betreiber South West Trains
(SWT) zeigte. Vom elektrischen Cityjet liefert Siemens 100 dreiteilige Einheiten an
die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB), von denen die ersten seit einem Jahr im Einsatz
sind. Die ebenfalls elektrischen Desiro UK der Class 707 haben eine deutlich gefälligere
Kopfform als ihre Vorgänger, die unter anderem den neuesten Crash-Normen entspricht.
Die mit großzügigen Stehplatzbereichen ausgestatteten Einheiten sind für den Nahverkehrseinsatz
gedacht. Die Türen lassen sich mit Leuchtdrucktastern der Baureihe 56 von EAO öffnen,
Außenkameras von KST überwachen den Fahrgastwechsel.
Der tschechische Hersteller Škoda wartete mit ungewöhnlichen eineinhalb Premieren
auf. Eine davon war der ForCity Plus, eine niederflurige Straßenbahn für 350 Fahrgäste.
Die halbe Neuheit war eine Elektrolok der neuen Baureihe 102 für DB Regio, mit der ab
Ende 2017 doppelstöckige Wendezüge auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke Nürnberg –
München befördert werden sollen. Im Vorfeld der InnoTrans war ein »Doppeldecktriebzug«
angekündigt worden – der freie Platz rund um die neue Lokomotive ließ erahnen, dass
die ebenfalls von Škoda gefertigten Doppelstockwagen nicht rechtzeitig fertig wurden.
Stadler bot nicht nur einen großen Hallenstand, sondern war auch auf dem Freigelände
prominent vertreten. Hier konnten zum einen zahlreiche Fahrzeugpremieren gefeiert
werden, zum anderen zeigte der Hersteller seine Leistungsfähigkeit an einem Gemeinschaftsstand
mit Vossloh. Erst 2015 hatte Stadler mit dem Geschäftsbereich Rail Vehicles das Lokomotivengeschäft
von Vossloh übernommen. Im spanischen Valencia produzieren zirka 850 Mitarbeiter dieselelektrische
Lokomotiven, Metrozüge, Straßenbahnen und Tram-Trains, darunter den Citylink. Ausgestellt
war unter anderem eine Zweisystemstadtbahn für Chemnitz, die im Dieselmodus das Umland
erschließt. In Valencia werden auch die 31 neuen Schwebebahnen für Wuppertal gefertigt,
von denen die ersten vier bereits im Einsatz stehen. Am Ende dieses Jahres sollen
acht der bis zu 65 Stundenkilometer schnellen Schwebebahnen in Betrieb sein. Neben
einem Modell des dreiteiligen Zuges war eines der elektrischen Fahrwerke der Schwebebahn
ausgestellt. Die elektrischen Antriebe stammen vom Vossloh-Tochterunternehmen Kiepe,
das nach wie vor zum Vossloh-Konzern gehört.
Mit dem neuen Giruno für die Schweiz bot Stadler eines der längsten Ausstellungsstücke
auf dem Freigelände. Zu sehen war der Intercity-Triebzug für die Schweizerischen Bundesbahnen
(SBB), von dem zunächst 29 elfteilige Einheiten gefertigt werden. Gemeinsam mit der
niederländischen Staatsbahn (NS) präsentierte Stadler den FLIRT in seiner bisher farbenfrohsten
Ausführung als NS Sprinter. Von der NS sind 33 drei- und 25 vierteilige Einheiten
bestellt, die durch ihre ungewöhnlich bunt gestalteten Innenräume auffallen. Dank
luftgefederter Drehgestelle, einem einladenden Sitzplatzangebot, Klimaanlage für Fahrgäste
und Lokführer sowie einem geschlossenen Toilettensystem sind die barrierefreien und
bis zu 160 Stundenkilometer schnellen Regionalzüge sehr komfortabel. Alle Züge sind
mit Voith-Scharfenberg-Kupplungen ausgestattet. Die dreiteiligen FLIRT sind 63,2 Meter
lang, die vierteiligen 80,7 Meter. Ausgestellt war eine vierteilige Einheit.
Neue Straßen- und Stadtbahnen
Verteilt über das Freigelände war auf der InnoTrans eine ganze Reihe neuer Straßen-
und Stadtbahnen zu erleben. Heiterblick zeigte den hochflurigen TW3000 für Hannover,
einen sechsachsigen Stadtbahnwagen, dessen Türen sich mit Tastern von TSL-Escha öffnen
lassen.
Siemens hatte die Niederflurstraßenbahn Avenio in der Ausführung für Katar dabei.
19 Dreiteiler sollen auf einem aus zwei Linien bestehenden Straßenbahnsystem im Universitätsviertel
von Doha, Hauptstadt des Golfstaats Katar, zum Einsatz kommen. Als Besonderheit fahren
sie ohne Oberleitung, ihren Strom beziehen sie aus Akkus, die an den Zwischenhaltestellen
und an den Endstationen aufgeladen werden.
Solaris präsentierte den 29,3 Meter langen Tramino in der Ausführung für Olsztyn.
Die dreiteilige Zweirichtungsbahn kann bis zu 200 Passagiere befördern, 43 davon sitzend.
Sechs Doppeltüren auf beiden Fahrzeugseiten stellen einen schnellen Fahrgastwechsel
sicher. Durch ihre neongrünen Farbflächen außen und innen fällt die Bahn gleich ins
Auge. Außerdem zeigte Solaris den Innenraum der neuen Leipziger Straßenbahn anhand
eines 1:1-Modells. Nach einem 2015 unterzeichneten Rahmenvertrag können die LVB bis
zu 41 vierteilige Tramino bestellen, die erste Einheit soll noch Ende 2016 geliefert
werden.
Ein Hingucker war die besonders elegant ausgestattete Stadler-Variobahn für Århus.
In der norddänischen Stadt entsteht zurzeit ein Straßenbahn- und Stadtbahnsystem,
das 2017 eröffnet werden soll. In Århus wird eine neue städtische Strecke zwischen
dem Hauptbahnhof und Lystrup gebaut, auf der 14 niederflurige Variobahnen verkehren.
Darüber hinaus sollen zwei regionale Bahnlinien in das neue Nahverkehrsnetz integiert
werden, auf denen zwölf Stadler-Tram-Trains des Typs Tango zum Einsatz kommen. Bei
den hellgrau und rot lackierten Variobahnen handelt es sich um 32,6 Meter lange Fünfteiler
mit einem durchgehend niederflurigen Wagenboden, in denen 216 Fahrgäste Platz finden,
84 davon sitzend. Der Innenraum ist in unterschiedlichen Grautönen gestaltet, wobei
die Sitze mit einem hochwertigen Stoff in Dunkelgrau bezogen sind.
Ausblick
Die nächste InnoTrans findet im Herbst 2018 statt, und erneut soll sich die Ausstellungsfläche
vergrößern. Angekündigt wurde von der Messe Berlin der Bau einer weiteren Halle, die
rechtzeitig zur 12. Auflage der Verkehrsmesse fertig sein wird.
Bilder: Messe Berlin (2), Regionalverkehr (3)
Den kompletten Artikel lesen Sie in Regionalverkehr 06/2016.
Erscheinungstag: 27.10.2016
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