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29.06.2018 • Elektrischer Antrieb von Voith
Der neue Elektroantrieb ist ein in sich abgestimmtes Gesamtsystem, das durch sein
geringes Gewicht sowie maximierte Effizienz überzeugt. Es wurde als Prototyp für einen
Stadtbus vom Typ Solaris Urbino konzipiert, ist jedoch ohne Beschränkungen in Fahrzeuge
anderer Hersteller integrierbar. »Die Reichweite ist in erster Linie abhängig von
der Batterie, die wir durch einen international renommierten Zulieferer beziehen«,
erklärte Jürgen Berger, Projektleiter bei der Voith Turbo GmbH & Co. KG, bei der Vorstellung
des neuen Antriebs am 28. Mai 2018. »Derzeit wird eine Lithium-Eisen-Phosphat-Batterie
verwendet. Diese bietet die höchste Sicherheit. Das elektrische Antriebssystem ist
aber so konzipiert, dass es mit jeglicher Batterietechnologie zusammenarbeiten kann«,
so Berger.
Auf dem Weg zur Stufe 5
Mit einem Spitzendrehmoment von 2250 Newtonmetern und einer Leistung von 260 Kilowatt
sorgt ein flüssigkeitsgekühlter Permanentmagnetmotor mit hocheffizientem Umrichter
und intelligentem Energiemanagement für hervorragende Fahrleistungen und benötigt
kein separates Getriebe. Selbst schwere Gelenkbusse können mit dem System effizient
betrieben werden. Seine kompakte Bauweise macht den elektrischen Antrieb nicht nur
leicht, sondern auch geräusch- und zusätzlich wartungsarm. Mithilfe der konsequent
angewandten Leichtbauweise konnte außerdem das Mehrgewicht begrenzt werden, was sich
wiederum positiv auf den Energieverbrauch und eine folglich höhere Reichweite auswirkt.
Vergrößert wird die Reichweite auch durch eine gezielte Bremskraftrückgewinnung. Der
Umstand, dass alle Komponenten mit Wasser gekühlt sind, führt darüber hinaus zu einer
erhöhten Zuverlässigkeit und Performance und ermöglicht einen geräuschärmeren Fahrbetrieb.
Die Reichweite des Demonstratorbusses beträgt derzeit über 200 Kilometer, was dem
Tagesablauf einer üblichen Stadtbuslinie entspricht. Durch die Weiterentwicklung der
Batterietechnologie in den nächsten Jahren kann die Reichweite voraussichtlich noch
weiter erhöht werden.
Elektromobilität auf dem Vormarsch
Die Nachfrage nach umweltfreundlichen und geräuscharmen Antrieben im öffentlichen
Nahverkehr steigt rapide. Hinzu kommt meist der politische Druck, beispielsweise durch
Grenzwerte für Stickoxide und Lärm, der die Anzahl an elektrifizierten Fahrzeugen
in den nächsten Jahren stetig ansteigen lassen wird. Die Art der Mobilität muss sich
grundsätzlich an diese Gegebenheiten anpassen, wenn auch in Zukunft Individualverkehr
in Städten erlaubt sein soll. »Insbesondere bei den Busflotten der städtischen Verkehrsbetriebe
sehen wir die Zeit gekommen für Elektromobilität«, sagte Cornelius Weitzmann, Executive
Vice President & CEO Mobility bei Voith Turbo. „Als erfahrener Partner der Busindustrie
verfügen wir über einen großen Erfahrungsschatz hinsichtlich der verschiedensten Antriebsarten
und Einsatzbedingungen von Bussen. Mit dem neuen elektrischen Antrieb nutzen wir diesen
Wissensvorteil und ergänzen unser Produktportfolio.«
Voith geht davon aus, dass der elektrische Antrieb im Vergleich zu anderen Antriebssystemen
bei Bussen bis 2030 einen hohen Stellenwert in den Fahrzeugflotten haben wird. Weltweit
wird von einem signifikanten Wachstum des Elektromobilitätsmarkts für Busse ausgegangen.
Dabei ist das Stadtbussegment nur der erste Schritt hin zu einer emissionsfreien Stadt,
andere Segmente im Transportwesen werden folgen. Voith wird den Demonstratorbus auf
der IAA Nutzfahrzeuge 2018 in Hannover präsentieren.
Mit technischem Know-how punkten
Neben dem neuen Elektroantrieb punktet Voith mit einem ganzheitlichen Ansatz und dem
Know-how von Voith Digital Solutions auf dem Gebiet der Datenerfassung und -analyse.
»Wir verbinden unseren technischen Systemansatz mit unserer Erfahrung im öffentlichen
Nahverkehr«, sagte Dr. Robert Müller, Leiter Marktentwicklung Strategic Design bei
Voith Digital Solutions. In dem noch jungen Geschäftsbereich sind die langjährige
Automatisierungs- und IT-Expertise aus den Gebieten Wasserkraft, Papiermaschinen und
Antriebstechnik gebündelt. »Über unsere Systeme stehen uns elementare Daten und Wissen
zu Fahrprofilen und Zyklen in großen Stadtbusflotten aus zwei Jahrzehnten zur Verfügung.
Im Zeitalter der intelligenten Datenvernetzung ist das der entscheidende Vorteil für
Betreiber. Sie wollen ihre Fahrzeugflotten wirtschaftlich und effizient betreiben.«
Genau dies stellt der ganzheitliche Systemansatz des elektrischen Antriebs sicher.
Modellprojekt in Schwäbisch Hall
Die Stadt Schwäbisch Hall, das Transdev-Tochterunternehmen Stadtbus Schwäbisch Hall
und die Voith-Gruppe haben sich Ende Mai 2018 auf eine Kooperation geeinigt, um in
der 39.000-Einwohner-Stadt die Elektromobilität rasch voranzubringen und den ÖPNV
auf emissionsfreie Fahrzeuge umzustellen. Im Rahmen eines Modellprojekts sollen ab
April 2019 auf mehreren Linien drei Solaris-Busse mit dem neu entwickelten Elektroantrieb
von Voith zum Einsatz kommen. Transdev verfügt über umfangreiche Erfahrungen im Bereich
der Elektromobilität, betreibt inzwischen fast 400 Elektrobusse an 27 Orten in sieben
Ländern und ist der größte Betreiber von Elektrofahrzeugen in Europa mit Verkehrsverträgen
in Amsterdam und Eindhoven, wo zwei der saubersten Busnetze der Welt betrieben werden.
Das Projekt in Schwäbisch Hall wird durch die Förderung des Landes Baden-Württemberg
zur Einführung der Elektromobilität im öffentlichen Verkehr sowie durch die finanzielle
Unterstützung in Höhe von 237.000 Euro durch die Stadt Schwäbisch Hall ermöglicht.
Pro Fahrzeug könnten bei einer Laufleistung von jährlich 50.000 Kilometern innerhalb
von zwölf Jahren bis zu 550 Tonnen CO2 eingespart werden.
Bilder: Voith
Den kompletten Artikel lesen Sie in Regionalverkehr 04/2018.
Erscheinungstag: 29.06.2018
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