Meldungen
17.12.2012 • Aus für den Pritzwalker Streckenstern?
Totgesagte leben länger. In Ausgabe 6-2012 hatte Regionalverkehr vom bevorstehenden
Ende der Stichstrecke Pritzwalk – Putlitz berichtet. Verfrüht, wie sich wenige Wochen
später herausstellte: Am 8. November 2012 hatte der Landkreis Prignitz dem regionalen
Busunternehmen, der Verkehrsgesellschaft Prignitz mbH (VGP), erneut den Auftrag erteilt,
den Zugverkehr in Zusammenarbeit mit dem Putlitz-Pritzwalker Eisenbahn-Förderverein
e. V. (PPEFV) bis Ende 2014 sicherzustellen. Mit der Weiterführung der Betriebsleistung
beauftragte der PPEFV, der die Strecke 2007 vom Landkreis in kostenloser Erbpacht
übernommen hatte, daraufhin wieder die Eisenbahngesellschaft Potsdam mbH (EGP). Ursprünglich
sollte der Zugverkehr auf der Linie VGP 70 zum Fahrplanwechsel am 9. Dezember 2012
eingestellt werden: Hintergrund war die auslaufende Landesförderung für Busersatzverkehre
in Höhe von 150.000 Euro jährlich, die von der VGP seit 2007 von Bus- auf Bahnleistungen
umgeschichtet worden war – bereits Ende 2006 hatte der Aufgabenträger, der Verkehrsverbund
Berlin–Brandenburg (VBB), den SPNV offiziell abbestellt. Ohne diese Mittel sah sich
die VGP nicht mehr imstande, den Zugverkehr weiter aufrechtzuerhalten. Als im August
2012 das erneute Aus der Bahnlinie bekannt geworden war, hatte sich in Putlitz eine
Bürgerinitiative gegründet, die in kurzer Zeit 2000 Unterschriften für den Erhalt
des Schülerverkehrs auf der Schiene sammelte. Mit Erfolg: Die Verantwortlichen von
Kreisverwaltung, VGP, PPEFV und EGP suchten gemeinsam nach einer Lösung, die Anfang
November gefunden wurde. Die Stadt Putlitz hatte sich zudem bereit erklärt, 10.000
Euro zur Streckenabsicherung beizusteuern. So fahren nun weiter Triebwagen der EGP
nach Putlitz. Aus Kostengründen wurde der Fahrplan optimiert: Statt wie bisher sechs
müssen jetzt fünf Zugpaare ausreichen, die montags bis freitags (auch in den Schulferien)
verkehren.
Weniger positiv verläuft die Entwicklung auf zwei anderen Ästen des Pritzwalker Streckensterns,
deren Zugangebot zum Fahrplanwechsel erheblich zusammengestrichen wurde. Im Herbst
2012 hatte der VBB die Nahverkehrsleistungen von Pritzwalk über Kyritz nach Neustadt
(Dosse) (RB 73) und von Pritzwalk nach Meyenburg (RB 74) für zwei Jahre vom Fahrplanwechsel
2012/13 bis Ende 2014 ausgeschrieben. In diesem Zeitraum, so die Vorgabe, sollten
für beide Verbindungen nur noch 50 Prozent der bisherigen SPNV-Fördermittel bereitstehen.
Einzige Alternative wäre die Stilllegung beider Strecken (mit Ausnahme des kurzen
Abschnitts Neustadt – Kyritz) gewesen. Am 2. November 2012 vergab der VBB die Leistungen
an die EGP, der bisherige Betreiber, die Netinera-Tochter Prignitzer Eisenbahn GmbH
(PEG), ging leer aus. Der Vertrag hat eine Laufzeit von zwei Jahren mit einem jährlichen
Volumen von etwa 205.000 Zugkilometern. Das Angebot der EGP sieht auf dem Abschnitt
Kyritz – Neustadt montags bis freitags einen Stundentakt und an Wochenenden einen
Zweistundentakt vor. Zwischen Pritzwalk und Kyritz fahren nur noch zwei Zugpaare nach
einem bedarfsgerechten Fahrplan. Von Pritzwalk nach Meyenburg werden montags bis freitags
noch fünf Zugpaare angeboten, die an Schultagen bis zum Haltepunkt Pritzwalk West
an der Strecke nach Putlitz durchgebunden sind. Wochenend- und Abendverkehre wurden
vom Bus übernommen. Die Mehrzahl der Züge wird von Servicepersonal begleitet. Zum
Einsatz kommen Dieseltriebwagen der Baureihe 504 (LVT/S) und Doppelstocktriebwagen
der Baureihe 670; mit den kleineren Fahrzeugen will der neue Betreiber deutlich sparsamer
unterwegs sein.
Nicht nur in der namensgebenden Prignitz ist die PEG damit am Ende – die Blau und
Rot lackierten Regio-Shuttles hatten am 8. Dezember 2012 ihren letzten Betriebstag.
Auf der dritten PEG-Strecke, der Linie Berlin-Lichtenberg – Löwenberg (Mark) – Templin
Stadt, übernahm DB Regio den Verkehr.
Auch die »Hauptbahn« des Streckensterns, der RE 6 Berlin-Spandau – Neuruppin – Wittstock
– Pritzwalk – Wittenberge, blieb von den Sparvorgaben der Landesregierung nicht verschont:
Die beiden letzten Fahrten im Abschnitt Pritzwalk – Wittenberge, das erste Zugpaar
am Wochenende im Abschnitt Wittenberge – Wittstock und zwei abendliche Fahrten zwischen
Wittstock und Neuruppin Rheinsberger Tor sind mit dem Fahrplanwechsel entfallen.
Den kompletten Artikel lesen Sie in Regionalverkehr 1/2013.
Erscheinungstag: 17.12.2012
|