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28.06.2012 • Aus-Alt-mach-Neu-Konzept
Das »Comeback des Jahres« startet noch in diesem Sommer in Bonn: In zeitgemäßem Design
und mit neuer technischer Ausstattung geht der erste zweiterstellte Stadtbahnwagen
in den Fahrgastbetrieb. Aus dem B-Wagen des Baujahrs 1974 ist nach einem längeren
Aufenthalt im Betriebshof Beuel der Stadtwerke Bonn (SWB) ein Neufahrzeug geworden,
das für weitere 25 Einsatzjahre ausgelegt ist. Schon 2007 hatten sich die SWB dazu
entschlossen, die ältesten Fahrzeuge in eigenen Werkstätten und mit eigenem Personal
zu sanieren, statt 25 neue Stadtbahnen zu kaufen. »Die Modernisierung von 25 Fahrzeugen
wird uns rund 28 Millionen Euro kosten«, sagte SWB-Geschäftsführer Heinz Jürgen Reining
bei der Jungfernfahrt der ersten zweiterstellten Einheit Ende März. »Daraus ergibt
sich ein Einsparpotenzial von 47 Millionen Euro im Vergleich zur Neuanschaffung.«
Das betriebsfertige Fahrzeug wird derzeit noch getestet, bevor es in Kürze in den
Linienbetrieb geht. Im Betriebshof Beuel werden bereits ein zweiter und ein dritter
Wagen entkernt, demontiert, neu lackiert und innen und außen modernisiert.
Das erste Resultat des Aus-Alt-mach-Neu-Konzepts kann sich sehen lassen: Komfort und
Orientierung für die Fahrgäste und die Arbeitsbedingungen der Fahrer haben sich deutlich
verbessert. Das Fahrzeug wirkt nun in der Front höher und dynamischer als der alte
Stadtbahnwagen, der er in der Karosserie geblieben ist. Der Außenbereich wurde farblich
neu gestaltet, eine einteilige Frontscheibe eingesetzt, die Fahrtzielanzeige vergrößert
und neue größere Spiegel montiert, die nun auch elektrisch verstellbar sind und beheizt
werden können. Die Frontseite hat zudem eine neue Rammbohle und Beleuchtung erhalten,
und der Fahrer hat jetzt eine bessere Sicht. Die Fahrerkabine ist vergrößert worden,
sodass das Cockpit den heutigen Standards der Ergonomie entspricht. Für das Fahrerpult
haben die SWB eine neue Alufrontplatte mit runden, nahezu bündig eingesetzten Tasten
der Baureihe 04 von EAO gewählt. Die Innenverkleidungen und die Fußböden der Fahrerkabine
als auch des Fahrgastraums sind komplett erneuert worden wie auch die Beleuchtung
und die Anordnung der Haltestangen, die nun versetzbar sind. Gepolsterte Fahrgastsitze
erhöhen den Reisekomfort. Der Stadtbahnwagen hat neue elektrische Türen erhalten,
und die Informationseinrichtungen wurden an den neuesten Stand der Technik angepasst.
Im Bereich des Mittelportals gestalteten die SWB-Techniker einen barrierefreien Raum
mit größerem Platzangebot für Rollstühle. Alle Einheiten werden zudem mit neuen, energiesparenden
Antrieben von Vossloh Kiepe ausgestattet, die eine Rückspeisung der Bremsenergie ins
Fahrleitungsnetz ermöglichen.
Auch die Kölner Verkehrs-Betriebe AG (KVB) hat sich an die Sanierung von 28 Hochflurstadtbahnen
der Serie 2100 gemacht, um so den Einsatz für die nächsten 30 Jahre zu ermöglichen.
Zurzeit sieht ein Prototyp seiner Fertigstellung entgegen. Auch hier werden die Einzelbauteile
der Bahn komplett demontiert und der Fahrzeugkasten durch Sandstrahlung von seiner
bisherigen Farbe befreit. Danach beginnt der Einbau teilweise neuer, teilweise generalüberholter
Komponenten. Am Ende gehen die Fahrzeuge mit neuer Inneneinrichtung und auf dem neuesten
Stand der Technik als Baureihe 2400 wieder auf die Strecke. Bis 2016 sollen alle Einheiten
ertüchtigt sein. Für eine neue Stadtbahn müssen etwa 3,2 Millionen Euro aufgebracht
werden, die Sanierung wird mit lediglich etwa 1,7 Millionen Euro veranschlagt. Die
Generalüberholung ist in der KVB-Hauptwerkstatt mit Beteiligung der Industrie möglich.
Die wesentlichen Sanierungsmaßnahmen sind der Einbau eines neuen Bremssystems, eine
Generalüberholung des Wagenkastens und der Luftfederung, eine Sanierung des Türsystems
und der Trittstufen, die Neueinrichtung des Fahrgastraums mit neuen Sitzen, mehr Bewegungsfreiheit
und größeren Mehrzweckbereichen sowie der Verzicht auf je eine Fahrerkabine (die Bahnen
verkehren künftig in Doppeltraktion Heck an Heck). Ferner werden analog zu den Bonner
Wagen die Cockpits neu eingerichtet und ebenso wie der Fahrgastraum klimatisiert.
Ein ähnliches Projekt wie in Köln und in Bonn läuft auch in Stuttgart: Bereits Ende
2007 startete die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) die Generalüberholung von 60
älteren Stadtbahnen. Inzwischen sind etwa zwei Drittel der Fahrzeuge fertiggestellt,
und bis Ende 2013 ist geplant, diese erste Charge zu vollenden. Ende 2010 wurde das
Programm erweitert: Zusätzlich kommen 16 weitere Fahrzeuge in die Generalüberholung,
die bis 2017 fertiggestellt sein sollen.
Bilder: Stadtwerke Bonn, Martin Magunia
Den kompletten Artikel lesen Sie in Regionalverkehr 4/2012.
Erscheinungstag: 28.06.2012
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