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23.02.2012 • Nicht barrierefrei
Einen geradezu ländlichen Charakter hat die Endstation Bogen. Der Bahnhof liegt gut
einen Kilometer von der Stadtmitte entfernt und verfügt noch heute über ein Umsetz-
und ein Abstellgleis sowie über einen Anschluss zu einem Lagerhaus. Das dunkelrot
gestrichene Empfangsgebäude beherbergt ein Bistro mit Kiosk und Biergarten sowie eine
WC-Anlage. In einem Anbau befinden sich 48 Fahrradstellplätze; an der ehemaligen Ladestraße
stehen 22 Park-and-ride-Plätze bereit. Die Umsteigewege zwischen Schiene und Straße
sind kurz: Die Busse in die Region fahren auf dem Bahnhofsvorplatz ab.
Bogen war nicht immer Endstation. Die Donaustadt liegt an der ehemals durchgehenden
Nebenbahn Straubing – Bogen – Bogen Ost – Steinburg – Konzell – Miltach. Die 49 Kilometer
lange Strecke wurde zwischen 1895 und 1905 in mehreren Abschnitten eröffnet und erschloss
den dünn besiedelten vorderen Bayerischen Wald. In Straubing besteht Anschluss an
die Hauptbahn Regensburg – Passau, und in Miltach konnte auf die Nebenbahn Cham –
Kötzing umgestiegen werden. Als erstes Teilstück wurde am 9. Dezember 1895 die Linie
Straubing – Bogen eingeweiht. Der Abschnitt nach Steinburg folgte am 16. Mai 1896,
und am 5. Dezember desselben Jahres war der vorläufige Endpunkt Konzell erreicht.
Personen- und Güterverkehr überstiegen schon nach wenigen Jahren alle Erwartungen,
sodass die Stadt Straubing umgehend den Weiterbau der Lokalbahn nach Miltach forderte.
Mit Inbetriebnahme des Reststücks am 1. Juni 1905 war die Linie Straubing – Miltach
komplett.
Nach dem Zweiten Weltkrieg erwies sich das Automobil schon bald als die schnellere
Alternative. So dünnte die Deutsche Bundesbahn das Zugangebot immer weiter aus; zuletzt
fuhr auf der Gesamtstrecke nur noch ein durchgehendes Schienenbuspaar. Mit Ablauf
des Sommerfahrplans am 27. September 1984 wurde der Personenverkehr auf dem Abschnitt
Steinburg – Miltach eingestellt. Am 29. September 1986 schlug auch für das Teilstück
Bogen Ost – Steinburg die letzte Stunde, und seit dem 27. Mai 1994 fahren die Züge
nur noch bis Bogen. Bis 31. Oktober 1995 wurde zwischen Bogen und Miltach Stück für
Stück auch der Güterverkehr eingestellt, sodass die Strecke wieder auf die 1895 eröffnete,
zehn Kilometer lange Stichbahn Straubing – Bogen geschrumpft ist.
Betrieblich ist die verbliebene Strecke heute in die Gäubodenbahn integriert, die
von Straubing über Radldorf nach Neufahrn führt, wo Anschluss an die Hauptbahn Regensburg
– Landshut – München besteht. Werktags verkehren DB-Triebzüge der Baureihe 628 im
Stundentakt, sonn- und feiertags wird zweistündlich gefahren. Die Züge fahren von
Bogen bis Neufahrn durch, sodass man auf dem Weg in die Landeshauptstadt nur einmal
umsteigen muss.
Der Bahnsteig in Bogen ist stufenfrei zu erreichen, doch die Barrierefreiheit endet
an den Türen der hochflurigen 628er. Eine Erhöhung des Bahnsteigs oder der Einsatz
von Zügen mit niedrigen Einstiegen ist zurzeit nicht geplant. Auch der Bahnhofsvorplatz
ist nicht barrierefrei: Die Anlage ist mit Katzenkopfsteinen gepflastert, und die
Bushaltestellen haben keine Kantsteine. Von einer zeitgemäßen Verkehrsdrehscheibe
ist Bogen noch ein Stück weit entfernt.
Den kompletten Artikel lesen Sie in Regionalverkehr 02/2012.
Erscheinungstag: 23.02.2012
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