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23.10.2017 • Reaktivierung Kiel – Oppendorf
Die Eisenbahnstrecke Kiel – Schönberger Strand geht schrittweise wieder ans Netz:
Am 4. September 2017 wurde der Abschnitt vom Kieler Hauptbahnhof nach Oppendorf im
Personenverkehr reaktiviert, die Endstation Schönberger Strand soll Ende 2020 erreicht
sein. Von Kiel nach Oppendorf wird montags bis samstags im Stundentakt gefahren, sonn-
und feiertags ruht der Zugverkehr (noch). Zum Einsatz kommen moderne Coradia Lint
der Baureihe 648 von DB Regio, die auf dem Weg nach Oppendorf auch in Kiel Schulen
am Langsee und in Kiel-Ellerbek halten. Die Triebzüge verkehren auf Bestellung der
Nahverkehrsverbund Schleswig-Holstein GmbH (NAH.SH), der Aufgabenträgerin für den
ÖPNV im Land zwischen den Meeren. Die Wiederinbetriebnahme des ersten Teilstücks verlief
unspektakulär: In den ersten Tagen wurden die Fahrgäste von den Schaffnern mit Schokoherzen
begrüßt, am 8. September 2017 informierte sich Landesverkehrsminister Bernd Buchholz
(FDP) in einem der planmäßig verkehrenden Züge über das neue Angebot.
In Oppendorf entstand ein neuer Bahnsteig gegenüber dem alten Empfangsgebäude.
Die Geschichte der Bahnverbindung von Kiel über Oppendorf und Schönberg ins Ostseebad
Schönberger Strand geht auf die Kleinbahn-AG Kiel-Schönberg zurück, deren Strecke
1897 bis Schönberg eröffnet wurde. 1914 wurde die Kleinbahn um vier Kilometer bis
Schönberger Strand verlängert, die Strecke war nun 24 Kilometer lang. In den 1960er
Jahren wurde die Kleinbahn in Kiel-Schönberger Eisenbahn GmbH (KSE) umfirmiert, außerdem
wurde die Verwaltung und Betriebsleitung mit dem 1965 gegründeten Busunternehmen Verkehrsbetriebe
Kreis Plön (VKP) zusammengelegt. Noch bis 31. Mai 1975 war die KSE im Personenverkehr
aktiv, ehe dieser auf die Straße verlagert wurde. Heute sind die blauen Busse der
VKP ein Markenzeichen in der Probstei: Die Region östlich der Kieler Förde wird von
einem dichten Busnetz erschlossen, dessen zentrale Achse die Linie 200 zwischen Kiel
und Schönberger Strand ist. Hier fahren die Busse im Stundentakt, sind aber oft überfüllt
und stehen in der Kieler Peripherie nicht selten im Stau. Deshalb wird nun Hein Schönberg
reaktiviert, wie die Bahnverbindung im Volksmund auch genannt wird. Auf der Schiene
soll die Fahrtzeit nur noch eine halbe Stunde betragen – und sich damit gegenüber
dem Busverkehr in etwa halbieren. Die Buslinien werden überwiegend in Zubringer zur
Bahn umgewandelt. Auf dem »neuen Hein Schönberg«, so die NAH.SH in einer Broschüre
zur Wiederinbetriebnahme des ersten Abschnitts, wird mit 1500 Fahrgästen täglich gerechnet.
Genau genommen handelt es sich bei der Strecke nach Oppendorf um das zweite reaktivierte
Teilstück. Schon am 2. September 2013 war der kurze Abschnitt zum neuen Haltepunkt
Kiel Schulen am Langsee in Betrieb genommen worden, der aber nur morgens von einem
Schülerzug bedient wurde. Ein vollwertiges Angebot gibt es erst seit diesem September.
Ebenso wie in Kiel Schulen am Langsee erhielten auch die beiden Stationen in Kiel-Ellerbek
und Oppendorf neue Bahnsteige mit einer Höhe von 76 Zentimetern, von denen stufenfrei
eingestiegen werden kann. Alle Bahnsteige sind mit Unterständen, Sitzgelegenheiten,
einem Ticketautomaten sowie einer elektronischen Fahrgastinformationsanzeige ausgestattet.
Für das insgesamt acht Kilometer lange Teilstück benötigen die Züge 13 Minuten.
Im Kieler Hauptbahnhof fahren die Züge nach Oppendorf auf Gleis 2a ab.
Die Bauarbeiten zur Wiederinbetriebnahme der Reststrecke nach Schönberger Strand beginnen
im Frühjahr 2019. Durchgeführt werden sie von der AKN Eisenbahn AG, die schon das
erste Teilstück bis Oppendorf ertüchtigt hat. Hier errichtete das landeseigene Unternehmen
nicht nur die Stationen, sondern auch einen komplett neuen Oberbau mit Schienen auf
Betonschwellen, der eine Höchstgeschwindigkeit von 80 Stundenkilometern erlaubt. In
Oppendorf entstand ein neues elektronisches Stellwerk (ESTW), von dem aus die gesamte
Strecke ferngesteuert wird. Neue Haltepunkte entstehen in Schönkirchen, Probsteierhagen,
Passade, Fiefbergen, Schönberg und Schönberger Strand. Zurzeit werden die erforderlichen
Unterlagen für das Planfeststellungsverfahren zusammengestellt, mit dem Planfeststellungsbeschluss
wird im April 2019 gerechnet.
Infrastrukturbetreiberin des neuen Hein Schönberg ist die AKN. Bereits Anfang 2014
hatte das Unternehmen die Gleise bis Oppendorf übernommen, Anfang September 2017 auch
den Abschnitt Oppendorf – Schönberg. Das Reststück bis Schönberger Strand gehört der
Gemeinde Schönberg. Zwischen Schönberg und Schönberger Strand fahren in den Sommermonaten
Museumszüge des Vereins Verkehrsamateure und Museumsbahn e. V. (VVM), die teilweise
bis Probsteierhagen durchgebunden sind. Auch 2018 und 2019 sollen diese Fahrten noch
möglich sein.
Den kompletten Artikel lesen Sie in Regionalverkehr 06/2017.
Erscheinungstag: 26.10.2017
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