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30.04.2015 • Die 10 besten ÖPNV-Linien Deutschlands
Zusätzliche Regionalbahn
Noch nie fuhren zwischen Kiel und Rendsburg so viele Züge: Seit dem 5. Januar 2015
wird die Regionalexpress-Linie 74 Kiel – Rendsburg – Jübeck – Husum durch die neue
Regionalbahn-Linie 75 von Kiel nach Rendsburg ergänzt. Montags bis samstags verkehren
beide Linien im Stundentakt, sodass an diesen Tagen alle 30 Minuten ein Zug kommt.
Sonntags startet die RB 75 nur jede zweite Stunde, die Zugfolge variiert dann zwischen
halbstündlich und stündlich. Während der RE 74 zwischen Kiel und Rendsburg nur in
Felde hält, stoppt die neue RB 75 an sechs weiteren Haltepunkten, von denen fünf ebenfalls
erst zum 5. Januar 2015 eingeweiht wurden. Ein Highlight ist die neue Bahn-Bus-Umsteigestation
Schülldorf im Südosten der Stadt Rendsburg: Hier besteht Anschluss an einen Shuttlebus,
der die südlich des Nord-Ostsee-Kanals gelegenen Stadtteile Osterrönfeld, Rendsburg-Süd
und Westerrönfeld anbindet. Auf diese Weise lässt sich die Schleifenfahrt über die
Rendsburger Hochbrücke und das Umsteigen auf den Bus am Bahnhof Rendsburg umgehen –
Reisende aus dem Süden der Stadt sind früher zuhause bzw. schneller in der Landeshauptstadt.
Ausbau der Bahnstrecke
Immer mehr Menschen nutzen die Bahn zwischen Kiel und Rendsburg. Ein stündlicher Regionalexpress
mit Halt in Felde reicht jedoch nicht aus, um den Bedürfnissen der Fahrgäste dauerhaft
gerecht zu werden: Um die Region besser zu erschließen, sind zusätzliche Züge und
mehr Haltepunkte notwendig. Die Landesweite Verkehrsservicegesellschaft Schleswig-Holstein
mbH (LVS) hat deshalb auf der Relation Kiel – Rendsburg – Fockbek die stillgelegten
Bahnhöfe sowie potenzielle neue Standorte auf eine mögliche (Wieder-)Inbetriebnahme
geprüft. Das Ergebnis: eine zusätzliche stündliche Regionalbahn Kiel – Rendsburg mit
neuen Halten seit Januar 2015. Später könnte die RB 75 bis nach Rendsburg-Seemühlen
weitergeführt werden, optional ist sogar eine Verlängerung bis nach Fockbek möglich.
Die Bauarbeiten zur Herrichtung der Strecke Kiel – Rendsburg für eine halbstündliche
Zugfolge begannen im Sommer 2014 mit dem Umbau des Haltepunkts Felde zum Kreuzungsbahnhof.
Hier entstanden ein Ausweichgleis und ein zweiter Bahnsteig. In Kiel-Russee, Melsdorf,
Achterwehr, Bredenbek und Schülldorf errichtete die DB AG neue Stationen, die einheitlich
mit 115 Meter langen Bahnsteigen ausgestattet sind. Alle Bahnsteige verfügen über
ein taktiles Blindenleit- und Wegeleitsystem sowie ein Wetterschutzhaus mit Sitzgelegenheiten
und Fahrkartenautomat. Zudem gibt es Infovitrinen und einen Dynamischen Schriftenanzeiger
(DSA) mit Akustikmodul zur Bekanntgabe von Verspätungen oder Fahrplanänderungen.
Die Kosten für den Ausbau zwischen Kiel und Rendsburg betragen zirka neun Millionen
Euro und werden vom Bund, dem Land Schleswig-Holstein, der DB AG und den betroffenen
Kommunen getragen. Projektträger sind die LVS, die den SPNV im Auftrag des Landes
organisiert, die DB Netz AG, das Infrastrukturunternehmen der Bahn, sowie die Bahntochter
Regionalbahn Schleswig-Holstein GmbH (RB SH), die seit Ende 2011 den Personenverkehr
auf der Relation Kiel – Rendsburg – Husum betreibt. Zum Einsatz kommen zweiteilige
Dieseltriebzüge der Baureihe 648 von Alstom.
Die neuen Haltepunkte
Erster Halt der neuen RB 75 auf dem Weg nach Rendsburg ist die bereits vor einigen
Jahren eingeweihte Station Kiel-Hassee CITTI-Park, in der auch die Züge der Strecke
Kiel – Flensburg halten. Die erste komplett neue Station an der Rendsburger Strecke
ist der Haltepunkt Kiel-Russee, der an seinem alten Standort an der Straßenbrücke
am Russeer Weg / Ecke Köpenicker Straße reaktiviert wurde. In unmittelbarer Nähe können
die Fahrgäste in die Stadtbuslinien 61 und 62 der Kieler Verkehrsgesellschaft mbH
(KVG) umsteigen. Melsdorf heißt der folgende neue Haltepunkt, der an seinem alten
Standort reaktiviert wurde. Entstanden ist ein ebenerdig zu erreichender Kombibahnsteig,
der auf der Straßenseite mit dem Kasseler Sonderbord des Herstellers Profilbeton ausgestattet
ist, sodass die Bahnreisenden nicht nur Tür an Tür, sondern auch weitgehend stufenlos
in die niederflurigen KVG-Busse der Linie 100 umsteigen können. Nur ein Bedarfshalt
ist die neue Station Achterwehr, die direkt am Bahnübergang an der Dorfstraße liegt.
Weil hier die geringsten Fahrgastzahlen erwartet werden, ist die Ausstattung weniger
umfangreich. Wenig später ist der neue Kreuzungsbahnhof Felde erreicht, der mit einem
Ausweichgleis und einem zweiten Außenbahnsteig versehen wurde. Beide Bahnsteige sind
barrierefrei angelegt und ebenerdig zu erreichen.
In Bredenbek erhielt der Haltepunkt einen neuen Standort. Er liegt nun weiter östlich
und wird über eine neu gebaute Straße erreicht, die zum örtlichen Gewerbegebiet und
weiter zur Kreisstraße 76 führt: Auf diese Weise wird eine durchgehende Busverbindung
zwischen der Gemeinde Bredenbek, der Bahnstation und der Gemeinde Bovenau geschaffen.
Die Anbindung Bovenaus erfolgt über die Buslinie 3123, die noch durch einen Bürgerbus
ergänzt werden soll. Auch in Schülldorf, dem letzten neuen Halt, erhielt der Bahnsteig
eine neue Lage: Er wurde nicht am alten Standort südlich der Bahnstrecke neu errichtet,
sondern nördlich von dieser an der Dorfstraße in Richtung Ortskern. So muss der vom
Kreis Rendsburg-Eckernförde finanzierte Shuttlebus, der die Rendsburger Stadtteile
südlich des Nord-Ostsee-Kanals ansteuert, nicht den Bahnübergang überqueren und ggf.
vor verschlossenen Schranken warten. Von der neuen Bushaltestelle am östlichen Bahnsteigende
sind es nur wenige Meter zu den Zügen. Um die Anschlüsse sicherzustellen, sind Umsteigezeiten
von sechs bis sieben Minuten eingeplant.
Verlängerung nach Fockbek?
Nach Vorstellungen der LVS soll für die neue RB 75 in Rendsburg noch nicht Schluss
sein. Die lange Standzeit des Triebzugs bis zur Rückfahrt nach Kiel könnte genutzt
werden, um über die stillliegende Strecke nach Rendsburg-Seemühlen und Fockbek zu
fahren. An der ehemals bis Husum führenden Strecke, die kurz nach Verlassen des Bahnhofs
Rendsburg von der Hauptstrecke nach Flensburg abzweigt, würden die drei neuen Haltepunkte
Rendsburg Gymnasium Kronwerk, Rendsburg-Mastbrook und Rendsburg-Seemühlen entstehen.
Optional könnte die 3,5 Kilometer lange Strecke um 1,5 Kilometer bis nach Fockbek
erweitert werden, hier wären die Gleise komplett neu zu verlegen. Durch eine Verlängerung
der RB 75 könnte eine direkte Bahnverbindung aus Kiel nach Seemühlen geschaffen werden.
Bei einer Bedienung im Stundentakt wird mit durchschnittlich 500 Fahrgästen täglich
zwischen Rendsburg und Seemühlen gerechnet. Ein zusätzliches Triebfahrzeug wäre nicht
erforderlich. Die Verlängerung nach Seemühlen würde zirka vier Millionen Euro kosten
und überwiegend vom Land getragen werden. Die Stadt Rendsburg müsste sich mit zirka
160.000 Euro an der Finanzierung der Stationsumfelder beteiligen. Einnahmen aus der
Verpachtung oder dem Verkauf der heute der Stadt Rendsburg gehörenden Strecke könnten
dazu führen, dass das Projekt kostenneutral für die Stadt wäre, so die LVS in einer
Informationsbroschüre.
Den kompletten Artikel lesen Sie in Regionalverkehr 03/2015.
Erscheinungstag: 30.04.2015
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